Arbeitsmarktbarometer für Deutschland steigt stark

IAB-Experte: Negativtrend weitgehend gestoppt

Arbeitsmarktbarometer für Deutschland steigt stark

ast Frankfurt – Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Juli um 3,1 Punkte auf 97,8 Zähler gestiegen. Damit nähert sich der Frühindikator für den deutschen Arbeitsmarkt seiner Neutralmarke von 100 Punkten ein gutes Stück an. Auf der Skala von 90 bis 110 Punkten ist das zwar weiterhin ein schwacher Wert. Aber: “Der Negativtrend am Arbeitsmarkt scheint weitgehend gestoppt zu sein. Die Arbeitsagenturen erwarten, dass das Gröbste vorerst geschafft ist”, sagte Enzo Weber, IAB-Forschungsleiter.So hat die Arbeitslosigkeitskomponente des Barometers um 3,7 Punkte zugelegt, was den stärksten Anstieg seit Beginn der Reihe im Jahr 2008 darstellt. Das Niveau von 97,7 Zählern ist zwar noch schwach, deutet aber auf keine gravierenden Verschlechterungen in den kommenden Monaten mehr hin. Auch die Beschäftigungskomponente stieg deutlich um 3,3 auf 98 Punkte.”Der Arbeitsmarkt hat den immensen wirtschaftlichen Schock bisher vergleichsweise gut verkraftet”, so Weber. Geholfen hätten dabei auch die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen wie etwa das Kurzarbeitergeld, um Massenentlassungen zu vermeiden, und die rasche Wiederöffnung nach dem Lockdown.”Um die Kriseneffekte am Arbeitsmarkt wieder wettzumachen, bräuchte man aber eine stärkere Einstellungsdynamik”, erklärt Weber. Das Kurzarbeitergeld allein reiche nicht. Man brauche zusätzliche Motivation für Firmen, um neue Stellen zu schaffen – etwa indem bei neuen Mitarbeitern zumindest zeitweise keine Sozialbeiträge vom Arbeitgeber gezahlt werden müssten. Bislang hat sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gegen diesen Vorschlag jedoch verwehrt.Zudem bliebe das wirtschaftliche Risiko bestehen, sollte die Zahl der Infektionen weiter steigen und sich eine neue Welle ankündigen. Auch die bis zum 30. September ausgesetzte Insolvenzantragspflicht wird sich noch in dem Stimmungsbarometer niederschlagen. Denn dann drohen viele Unternehmensinsolvenzen.Mit Beginn der Corona-Pandemie und den ersten spürbaren Auswirkungen in Deutschland war das Barometer auf seinen Tiefststand von 93,4 Zählern gefallen und hatte sich seitdem nur langsam erholt. Für das Arbeitsmarktbarometer befragt das IAB monatlich Arbeitsagenturen nach ihren Erwartungen. Das Barometer gibt einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts – sowohl was die Arbeitslosen als auch die Zahl der Beschäftigten betrifft.