Arbeitsplatzverluste werden durch neue Jobs ausgeglichen
ba Frankfurt – Langfristig gesehen entstehen etwa in dem Maß, wie Arbeitsplätze abgebaut werden, auch neue. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Seit den 1970er Jahren habe der deutsche Arbeitsmarkt den Strukturwandel ausgleichen können, schreiben die IAB-Forscher Hermann Gartner und Heiko Stüber: “Technischer Fortschritt hat in Deutschland bislang nicht zu weniger Arbeit geführt, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen und Arbeitskräften.”Dass die technologische Entwicklung Jobs in bestimmten Berufen oder Sektoren kostet, ist dabei keine neue Entwicklung. Die IAB-Experten erinnern an die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert mit dem Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft oder die Nutzung von Robotern und Computern gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Entscheidend sei aber, dass zugleich auch neue Arbeitsplätze entstünden. So liege die durchschnittliche Rate, mit der seit 1993 jedes Jahr Arbeitsplätze abgebaut wurden, bei 9,5 %. Die Rate, mit der neue Arbeitsplätze entstanden, betrage hingegen 9,7 % – damit ist unter dem Strich die Beschäftigung sogar gestiegen, rechnen die Arbeitsmarktforscher vor.Die technologische Entwicklung seit den 1970er Jahren war den Forschern zufolge zudem mit einer qualitativen Veränderung des Bedarfs an Arbeitskräften verbunden: “Die Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften ist gestiegen, die Nachfrage nach Geringqualifizierten hat abgenommen”, heißt es in der Studie. Die zunehmend besser ausgebildeten Arbeitskräfte konnten vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden, während gleichzeitig lange Zeit die Arbeitslosigkeit bei den Geringqualifizierten stieg. Durch die Computerisierung in den vergangenen 20 Jahren sei der Anteil der Arbeitsplätze, die verloren gingen, nicht angestiegen, sondern seit 2005 sogar zurückgegangen. “Es gibt also keinen Trend zu einem Turboarbeitsmarkt, denn dann müssten die Auf- und Abbauraten steigen”, erklären Gartner und Stüber.Mit Blick auf die aktuelle Digitalisierungsdebatte unter dem Stichwort “Wirtschaft 4.0” erwarten die Forscher Ähnliches: Nämlich dass das Beschäftigungsniveau hierzulande unterm Strich nicht sinken, es aber zu großen Umbrüchen kommen wird. Das IAB rechnet mit Stellenbewegungen von rund 1,5 Millionen. Das unterschiedliche Anforderungsniveau der Jobs sei “mit ein Grund, dass es immer ein bestimmtes Maß an Mismatch-Arbeitslosigkeit gibt”, so die Forscher. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung, damit die Beschäftigten mit den Herausforderungen der Digitalisierung Schritt halten können.