Staatsschulden

Argentinien und IWF einigen sich

Das südamerikanische Land hat sich mit dem Internationalen Währungsfonds auf eine Umstrukturierung des 44,5 Mrd. Dollar schweren Kredites geeinigt. Allerdings ist es bis zur finalen Einigung wohl noch ein weiter Weg.

Argentinien und IWF einigen sich

af Buenos Aires

Argentinien und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben sich grundsätzlich auf eine Umstrukturierung des umfassendsten Stand-by-Kredits in der Geschichte des Fonds geeinigt. Argentinien hatte 2018 und 2019 etwa 44,5 Mrd. Dollar geliehen bekommen. Von diesem Betrag hat die Zentralbank seither knapp 5 Mrd. zurücküberwiesen. Aber die in diesem und dem kommenden Jahr anstehenden Restzahlungen von jeweils etwa 20 Mrd. Dollar kann das Land nicht leisten. Schon eine am Freitag fällige Zinszahlung von 700 Mill. Dollar brachte es an den Rand der Zahlungsunfähigkeit, denn die liquiden Währungsreserven sind fast aufgebraucht.

Noch ehe am Freitag die Wertpapiermärkte zu handeln begannen, hatte Präsident Alberto Fernández eine Einigung angekündigt: „Wir hatten unbezahlbare Schulden, die uns Gegenwart und Zukunft versperrten. Jetzt haben wir eine vernünftige Vereinbarung, die es uns ermöglichen wird, zu wachsen und unsere Verpflichtungen zu erfüllen.“ Er versprach, dass der Deal Strategien und Ausgabenpläne seiner Regierung nicht einschränken werde. Nach Fernández’ Ansprache legten argentinische Staatsanleihen um durchschnittlich 6% zu. Auch die Aktienindizes sowie der frei gehandelte Parallelmarkt-Peso schnellten nach oben.

Auch der IWF verlautbarte eine „Verständigung“ über die wichtigsten politischen Schritte, die ein endgültiges Abkommen beinhalten werde, vor allem Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung. Ohne Details zu nennen, schrieb Luis Cubeddu, Leiter der Mission in Argentinien, der vereinbarte Kurs werde die öffentlichen Finanzen schrittweise und nachhaltig verbessern und die monetäre Finanzierung reduzieren. Das Agreement werde sogar Ausgabenerhöhungen für Infrastruktur, Wissenschaft und Technologie ermöglichen sowie einige Sozialprogramme erhalten. Gleichzeitig müsse das Land seine Energiesubventionen „schrittweise“ reduzieren. Argentiniens Finanzminister Martín Guzmán erklärte, dass sein Land das Haushaltsdefizit sukzessive bis 2024 auf 0,9% reduzieren werde. Zudem solle die zuletzt sehr gängige Praxis der Finanzierung des Budgets durch die Zentralbank allmählich eingestellt werden.

„Wir hoffen, unsere Defizitziele zu erreichen, ohne die wirtschaftliche Erholung aufzuhalten, und die Steuererhebung schrittweise auszubauen“, sagte Guzmán. Schon heute hat Argentinien die höchste Steuerbelastung ganz Amerikas. Guzmán schloss eine abrupte Abwertung des Wechselkurses aus. Er versprach, das Land werde sich um positive Realzinsen bemühen und die allen Wohlstand verzehrende Inflation, die derzeit bei mehr als 50% im Jahresvergleich liegt, senken. Nachdem die Erklärungen kaum Konkretes mitteilten, erwarten viele Marktbeobachter, dass die verkündete Einigung lediglich ein allererster Schritt ist. Dieser wurde zudem gemacht, als die extrem IWF-kritische Vizepräsidentin Cristina Kirchner außer Landes war. Bis zu einer endgültigen Einigung dürfte es noch dauern.