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Argentiniens unsichtbarer Finanzminister

af - Einer fehlte. Während die Börse in Buenos Aires abstürzte, die Landeswährung Peso ein weiteres Viertel ihres Wertes verlor und in Wall Street das Default-Risiko auf 75 % stieg, hörte Argentinien kein Wort von seinem Finanzminister. Nicolás...

Argentiniens unsichtbarer Finanzminister

af – Einer fehlte. Während die Börse in Buenos Aires abstürzte, die Landeswährung Peso ein weiteres Viertel ihres Wertes verlor und in Wall Street das Default-Risiko auf 75 % stieg, hörte Argentinien kein Wort von seinem Finanzminister. Nicolás Dujovne schwieg nicht nur, er trat in der wohl gefährlichsten aller Krisen der Regierung Macri nicht öffentlich in Erscheinung.Nachdem der Präsident am Mittwoch eine erste Serie von Wahlgeschenken verkündete, schlüpften in Folge der Innenminister, die Sozialministerin, ihre Kollegin für öffentliche Sicherheit und auch der Bildungsminister ins Nikolaus-Kostüm, um Geschenke zu verteilen, das knapp bis über das Datum der Präsidentenwahl hinausreicht (siehe Bericht Seite 4). Aber der Minister, der erklären müsste, wie diese Ausgaben mit dem Kreditvertrag zu vereinbaren sind, den Argentinien vor einem Jahr mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abschloss, blieb stumm. Als am Donnerstag Macris Bündnis “juntos por el cambio” sich auf eine politische Aufholjagd in den verbleibenden zehn Wochen einschwor, waren alle Minister da, bis auf einen: Nicolás Dujovne.Das ließ die Gerüchteküche brodeln. Der Finanzminister, der die Verhandlungen mit dem IWF geführt hatte und der Christine Lagardes Ansprechpartner war, sei tief deprimiert, war zu vernehmen. Erstens weil Kabinettskollegen ihm und seiner Sparpolitik die Schuld dafür gaben, dass Argentiniens Mittelklasse in Scharen ins Gegnerlager abwanderte. Und zweitens weil Dujovne mit ansehen musste, wie sein Chef Macri den IWF-Vertrag, den er mit großen Anstrengungen hatte verteidigen müssen, nun in den trüben Rio de la Plata kippte. Argumente für einen Rücktritt hätte Dujovne also genug. Nur: Bis Freitag gab es weder Rück- noch Auftritt. Das Präsidialamt ließ mitteilen, der Minister nehme teil am wöchentlichen Mittagstisch des Kabinetts, es gebe Wiener Schnitzel mit Salat. Der Minister habe diese Woche damit verbracht, die Kosten der verkündeten Maßnahmen zu berechnen. Und er werde nächste Woche die IWF-Delegation begrüßen, die turnusgemäß den Fortschritt der Reformen in Augenschein nimmt. Dujovne müsste also vor seinem Alter Ego sein eigenes Unvermögen rechtfertigen. Am Freitag vermeldete die Gerüchteküche, Macri werde das feiertagsbedingt verlängerte Wochenende nutzen, über Personalfragen zu entscheiden.