Asien bleibt auf Wachstumskurs

BIP-Plus von 5,7 Prozent für die Jahre 2016 und 2017 prognostiziert - Risikofaktor US-Zinsen

Asien bleibt auf Wachstumskurs

eh Hongkong – Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hält trotz des teilweise verschlechterten Umfeldes an ihrer Wachstumsprognose für die asiatischen Schwellenländer in Höhe von jeweils 5,7 % im laufenden und kommenden Jahr fest. Die Dynamik wird gemäß der gestern präsentierten Konjunkturprognose vor allem von China und Indien angetrieben. Das ist umso bedeutsamer, da die aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften 60 % zum weltweiten Wachstum beitragen. Das in der philippinischen Hauptstadt Manila angesiedelte multilaterale Entwicklungsinstitut hat seine im März gemachte Wachstumsprognose für China jetzt von 6,4 auf 6,6 % nach oben korrigiert.Grund für die beschleunigte Dynamik sind neben dem anhaltend robusten Privatkonsum die von der Regierung in den vergangenen Monaten verstärkten konjunkturstützenden Maßnahmen. Dank einer erneut beschleunigten Kreditvergabe der Banken und steuerlicher Erleichterungen konnten die Auswirkungen der in den vergangenen zwölf Monaten beinahe kontinuierlich gefallenen Exporte wettgemacht werden.Die weiterhin nur langsame Erholung der USA, Japans und der Euro-Länder von ihrer Schwäche erweist sich dabei als der größte Bremsfaktor der asiatischen Schwellenländer. Die ADB hat das Wachstum der traditionellen Industriestaaten gegenüber ihrer im März gemachten Prognose jetzt von 1,8 auf 1,4 % nach unten korrigiert. Reformen in IndienJuzhong Zhuang, stellvertretender Chefökonom der ADB, sieht dabei in möglichen höheren US-Zinsen eines der größten Risiken für die Region. Vor drei Jahren führte eine vermeintlich kurz bevorstehende Zinswende zu einem beschleunigten Kapitalabfluss aus der Region, der Volkswirtschaften wie Indien und Indonesien zeitweise an den Rand einer Zahlungsbilanzkrise stieß.Allerdings konnten diese Staaten ihre externen und internen Bilanzen deutlich verbessern. Indien dürfte nach Meinung der ADB 2016 mit einer Wachstumsrate von 7,4 % die weltweit am schnellsten expandierende große Volkswirtschaft sein. Das Investitionsklima hat sich durch eine Reihe von Reformen wie der Einführung einer landesweit einheitlichen Warenumsatzsteuer noch verbessert. “Indien ist damit zu einem deutlich besser integrierten Markt geworden”, lobte Juzhong.In Südostasien wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2016 in dem von der ADB bereits im März prognostizierten Tempo von 4,5 % expandieren. Zwar spüren auch diese stark export- und rohstofflastigen Volkswirtschaften die schwache externe Nachfrage, doch wird die Dynamik zunehmend von den steigenden Investitionen in Infrastrukturprojekte und den erneut steigenden Rohstoffpreisen angetrieben.Die ADB weist in ihrem Bericht auch auf die Problematik des in den Schwellenländern steigenden Verschuldungsgrades des Privatsektors hin. In Thailand und Malaysia etwa hat der Schuldenstand der Privathaushalte 70 % des BIP erreicht. In China wiederum sind vor allem Unternehmen einem erhöhten Kreditrisiko ausgesetzt. Hier übersteigt der Verschuldungsgrad 170 % der jährlichen Wirtschaftsleistung. Das setze die Region vermehrt dem Risiko interner und externer Schocks aus. ADB-Ökonom Juzhong sieht allerdings solange kein Systemrisiko, wie Zinsen und Arbeitslosigkeit niedrig bleiben. “Es ist aber wichtig, dass die Regierungen sich vermehrt diesem Problem zuwenden”, mahnt er. Mehr HandelshemmnisseDie verstärkten protektionistischen Kräfte in den reifen Industriestaaten hält die ADB für einen Risikofaktor für die Schwellenländer. Zwar sind gerade die asiatischen Volkswirtschaften heute dank eines blühenden interregionalen Handels weniger von den Ausfuhren nach Nordamerika oder Europa abhängig als noch vor etwa zehn Jahren. Doch gleichzeitig sind sie heute weit stärker also noch vor einigen Jahren in den globalen Finanzmarkt integriert.