Auch Davos erfährt die Grenzen der Globalisierung

Beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum fehlen neben Donald Trump viele andere Politikgrößen

Auch Davos erfährt die Grenzen der Globalisierung

dz Zürich – “Globalisierung 4.0: Gestaltung einer globalen Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution.” Das Motto des 49. Davoser Weltwirtschaftsforums kommt wie gewohnt ambitioniert daher. Doch offensichtlich ist die Anziehungskraft des Symposiums heuer nicht mehr so groß wie noch im vorigen Jahr. Auf der diesjährigen Gästeliste fehlen viele große Namen. Der Hauptabwesende ist natürlich US-Präsident Donald Trump, dessen letztjähriger Auftritt in Davos eine veritable Hysterie ausgelöst hatte und die gesamte restliche internationale Politprominenz in den Hintergrund drängte. Umso größer dürfte für den WEF-Gründer Klaus Schwab die Enttäuschung sein, dass kein anderes politisches Schwergewicht Trumps Absage nutzen will, um sich auf der Davoser Bühne der Welt zu zeigen. Nicht mit von der Partie sind der chinesische Staatschef Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin.Zu den bekanntesten WEF-Teilnehmern gehören nebst der treuen deutschen Kanzlerin Angela Merkel deshalb Politiker wie der japanische Premierminister Shinzo Abe, der sich zum zweiten Mal seit 2014 wieder in Davos zeigt und mit einer ganzen Delegation von Ministern und dem Notenbankgouverneur anreist. Fünf Jahre nach seiner Wahl wird Abe vor der Weltgemeinde Bilanz über seine ultraexpansive Geld- und Fiskalpolitik ziehen wollen. Vom neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro werden Erklärungen erwartet, wie er die tiefen Gräben in der brasilianischen Gesellschaft zu überwinden gedenkt und den Erwartungen einer glaubwürdigen Antikorruptionspolitik gerecht werden will. Europäer machen sich rarEher rar scheinen sich die europäischen Staatslenker zu machen. Aus Italien erwartet man zwar den Premierminister Giuseppe Conte, der zusammen mit seinem Wirtschaftsminister Giovanni Tria anreist. Doch der starke Mann in der italienischen Regierung, Matteo Salvini, bleibt in Rom. Während die drückende Schuldenlast den Handlungsspielraum der Politik einschränkt, droht das schwache Wirtschaftswachstum die innenpolitischen Spannungen zu verschärfen. Diese Erfahrung macht auch der französische Staatschef Emmanuel Macron, der angesichts der anhaltenden Proteste der Gelbwesten in seinem Land offensichtlich keine Zeit und Muße mehr findet, die bisweilen etwas abgehoben anmutenden Diskussionen in Davos mitzugestalten. Auch für die britische Premierministerin Theresa May ist eine Reise zum WEF nicht möglich. Das Chaos um den nahenden Brexit hält die Politikerin in London fest. Dass Trump heuer nicht in Davos erscheint, ist für den Journalisten und langjährigen WEF-Kenner allerdings kein Verlust. “Für mich war Trumps Auftritt im vergangenen Jahr ein Tiefpunkt in der jüngeren Geschichte des WEF. Es war schwer zu verstehen, wie unkritisch und undifferenziert Klaus Schwab den amerikanischen Präsidenten empfangen hatte”, so Jürgen Dunsch, der 2017 ein Buch über die Geschichte des WEF veröffentlicht hatte.Trump ist beileibe kein Globalisierungsbefürworter, und seine Handelspolitik zeugt nicht vom Gedankengut eines Freihändlers. Das Beispiel Trump zeigt in der Tat, dass der Ehrgeiz des WEF, möglichst viele illustre Gäste anzulocken, dem Ruf des Symposiums auch schaden kann. Die Hoffnung besteht aber, dass die diesjährige US-Delegation, zu der Finanzminister Steven Mnuchin und Außenminister Mike Pompeo ebenso wie Handelsminister Wilbur Ross und der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer gehören, ohne ihren Chef wirkungsvoller agieren kann, als wenn Trump mit dabei wäre.