Auf der Holperstrecke von Hangzhou nach Hamburg
Von Norbert Hellmann, SchanghaiAlles gut gegangen und glatt verlaufen. In China macht sich Stolz und Erleichterung breit, dass das mit enormem Aufwand betriebene Gipfeltreffen der G 20-Gruppe in Hangzhou “erfolgreich” über die Bühne gebracht und damit auch der ersten Präsidentschaft Chinas in der G 20 ein Krönchen aufgesetzt wurde. Das nun in allen chinesischen Staatsmedien fleißig plakatierte Wörtchen “erfolgreich” muss man freilich ein wenig qualifizieren, es kommt halt immer auf den Blickwinkel an.China hat sich über zwei volle Jahre hinweg akribisch auf die Führung in der G 20 vorbereitet und den Gipfel der Staats- und Regierungschefs im reizvollen Hangzhou besonders bombastisch begangen. Im Ausland werden Chinas Mammutanstrengungen für Großveranstaltungen wie zuvor bei den Olympischen Spielen in Peking oder einem Gipfel der Apec-Länder im Jahr 2014 bisweilen ein wenig belächelt. Auf diesem Wege lässt sich in der skeptischen westlichen Welt wenig Eindruck schinden. Gala fürs HeimpublikumDas mag man auch in Pekinger Regierungskreisen längst verstanden haben, aber der Parteiführung geht es bei solchen Anlässen viel mehr um die Innenwirkung, also die heimische Wahrnehmung der Rolle Chinas in der Welt im Allgemeinen und glanzvoller Auftritte des Staatspräsidenten Xi Jinping im Besonderen. Chinas Performance als G 20-Vorsitz und Gipfelveranstalter hat das heimische Publikum mit reichlich Stolz erfüllt, und das landesweit im Fernsehen übertragene Showspektakel mit Seekulisse des West Lake in Hangzou wurde besonders goutiert. So gesehen kann man von “Mission Accomplished” sprechen.Mit dem Hangzhou-Gipfel selber ist allerdings denkbar wenig erreicht worden, das China in einer Rolle als Gestalter von Themen für die G 20 und führendes Schwellenland hervorheben könnte. Eigentliches Highlight war dann auch die simultane Akzeptanz eines internationalen Klimaschutzabkommens durch die USA und China und damit eine Angelegenheit, für die der Gipfel eine schöne Kulisse abgab, die aber eigentlich mit der G 20 nichts zu tun hat.Im Hinblick auf den Wechsel in der G 20-Präsidentschaft von China auf Deutschland und den nächsten G 20-Gipfel im Juli 2017 in Hamburg wird es nur einen holprigen Ideen- und Agendatransfer geben. Die von China als Thema eingebrachte und eigentlich Großes erahnen lassende Blaupause für innovatives Wachstum ist über salbungsvolle Sentenzen im Schlusskommuniqué nicht hinausgekommen und bietet der deutschen Präsidentschaft keine besonders griffige Andockstelle. Ähnlich sieht es mit dem in Hangzhou erzielten Konsens in Sachen Handelsbelebung und Protektionismusvermeidung aus, zumal China äußerst bemüht war, alles auszuklammern, was auf Streitthemen wie Stahlexporte oder die mangelnde Marktöffnung Chinas für ausländische Unternehmen hindeutet.So gesehen bringt der Hangzhou-Gipfel wenig Steilvorlagen, die man von deutscher Seite leicht umsetzen könnte. Und was die Showelemente angeht, wird man das vom bekannten Regisseur Zhang Yimou kreierte G 20-Bühnenspektakel am West Lake an der Hamburger Binnenalster sicherlich nicht toppen können und schon gar nicht wollen. Zhang erlangte mit der Inszenierung der Eröffnungsfeier der Pekinger Olympiade Weltruhm, Hamburg aber hat sich damit hervorgetan, per Volksentscheid auf eine Bewerbung als Olympiastadt glatt zu verzichten.——–Der Gipfel in Hangzhou hat China eine große Show, der G20 aber wenig Fortschritte gebracht.——-