Auftragswelle trägt deutsche Industrie
ba Frankfurt
In der Industrie läuft es im Februar trotz der ungebrochenen Coronawelle weiter rund, auch wenn sich mittlerweile Probleme beim Nachschub bemerkbar machen. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) sammelte das verarbeitende Gewerbe im Februar 1,2% mehr Neubestellungen als im Vormonat ein. Allerdings wurde das für Januar ausgewiesene Orderplus von zunächst 1,4% auf +0,8% nach unten revidiert. Ohne die schwankungsanfälligen Großaufträge beträgt das Orderplus 1,5%.
Ökonomen treibt nun allerdings die Sorge um, dass das verarbeitende Gewerbe die coronabedingte Schwäche der Dienstleister im ersten Quartal doch nicht im erhofften Maße ausgleichen kann, denn die Umsätze, die eine hohe Korrelation zur Industrieproduktion zeigen, liegen unter dem Durchschnitt des vierten Quartals 2020. Laut Destatis sind die Umsätze im Februar um 1,9% im Monatsvergleich gesunken nach einem Minus von 1,2% im Januar.
Ralph Solveen von der Commerzbank erwartet daher einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Startquartal um mehr als 2%. Als Ursache für das Auseinanderlaufen von Bestellzahlen und Umsätzen nennt Solveen mit Blick auf Details des Einkaufsmanagerindex Probleme beim Nachschub von Vorprodukten, die inzwischen noch gravierender seien als nach dem Herunterfahren der Produktion in China im Frühjahr 2020. Der Bestand an unerledigten Aufträgen sei daher auf ein Allzeithoch gestiegen. Dieses Problem dürfte aber in den kommenden Monaten gelöst und die Aufträge dürften zunehmend abgearbeitet werden, was die Industrie und damit die Erholung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal anschieben wird. Dafür sprechen auch die von Umfragebarometern testierte Stimmungsaufhellung sowie der Schwung aus China und den USA.
Für Rückschläge sorgen könnte allerdings eine aktuell in der Diskussion stehende Verschärfung des Lockdowns. Drastische Eindämmungsmaßnahmen, „bei denen dieses Mal wohl auch die Industrie mit im Boot säße“, würden das Abarbeiten der Aufträge lähmen, was Kunden in Übersee bei Lieferverzögerungen vermutlich vergrätzt, mahnte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die gestern veröffentlichten Daten bezeichnete Gitzel als „Erfolgsgeschichte“ – mit Ausnahme des Dezembers liegen die Auftragseingänge seit Mai 2020 im Plus. Für Schwung sorgte insbesondere die Inlandsnachfrage, die um 4,0% zulegte, wohingegen die Bestellungen aus dem Ausland um 0,5% zurückgingen. Dabei stieg die Nachfrage aus Ländern der Eurozone um 2,7% , die Auftragseingänge aus dem restlichen Ausland fielen um 2,3% (siehe Grafik).
Das Vorkrisenniveau von Februar vergangenen Jahres wird laut dem Bundeswirtschaftsministerium nunmehr seit fünf Monaten überschritten, im Februar um 5,6%. Insbesondere die Aufträge in den wichtigen Wirtschaftszweigen Kraftfahrzeuge (+3,4%) und Maschinenbau (+2,2%) hätten sich erneut positiv entwickelt, unterstrich das Wirtschaftsministerium.