Autos - ohne Dellen und Macken! Praktisch wie neu!
Von Reinhard Kuls, Frankfurt”Würden Sie einen Gebrauchtwagen von diesem Mann kaufen?” zierte 1960 als rein rhetorisch gemeinte Frage – die intendierte Antwort sollte natürlich Nein! lauten – das Konterfei Richard Nixons auf einem Wahlkampfplakat der gegnerischen US-Demokraten im Rennen um das Präsidentenamt 1960, das schließlich, zugegebenermaßen nur knapp, John F. Kennedy für sich entscheiden konnte. Auch wenn er natürlich keine gebrauchten Autos im Angebot hat, etwas Vorsicht scheint bei den Äußerungen von Frank-Jürgen Weise, dem Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), schon angebracht, wenn er bei der Pressekonferenz über die aktuellen Daten seiner Behörde Reuters zufolge meint, so keinerlei Trendwende am deutschen Arbeitsmarkt erkennen zu können. Und dann treuherzig hinzufügt: “Wir würden aufrichtig berichten, wenn die Krise da wäre. Sie ist nicht da. Keine Delle.”Völlig überraschen kann die Einschätzung Weises freilich nicht, hatte doch nur wenige Stunden zuvor seine Dienstherrin, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), in der ARD versichert, “es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Krise durchschlägt”. Um dann hinzuzufügen, auch Frühindikatoren wie Zeitarbeit und Kurzarbeit, die auf eine Krise hinweisen könnten, “sind vollständig unaufgeregt”.Aufgeregtheit ist beim Blick auf die Juli-Zahlen der BA in der Tat nicht angezeigt. Ein etwas exakteres Hinschauen und korrektere Beschreibung der Fakten freilich schon. Von der Leyen teilte zwar, wenige Stunden vor der üblichen Pressekonferenz der BA in Nürnberg, keine Zahlen mit. Sie waren ihr zu diesem Zeitpunkt aber sicherlich nicht unbekannt. Und da hätte sie, genauso wie es ja auch Weise tun musste, wissen können, dass inzwischen letztlich alle Arbeitsmarktindikatoren – von der Beschäftigung über die Arbeitslosenzahl bis hin zu den offenen Stellen – leichte Rückgänge, zumindest aber eine spürbar flachere Aufwärtskurve aufweisen. Keine Delle vielleicht, aber immerhin ein Dellchen.Und was die durch von der Leyen erwähnte Zeitarbeit betrifft: Kürzlich kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass die Beschäftigung in der Zeitarbeit in Deutschland zwar seit Jahren und bei nur kurzzeitigen Unterbrechungen mit hoher Dynamik wächst, dass sich aber “seit mehreren Monaten . . . ein Abflachen in der Dynamik des Beschäftigungswachstums” zeigt. Letzteres ist nach Einschätzung der Autoren dieser Studie aber wichtig, denn: ” Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen und ist daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt.” Die Studie stammt übrigens von der BA selbst.Sicher, bislang hat die Euro-Krise nicht zu einem Absturz am deutschen Arbeitsmarkt geführt. Aber ihr Anhalten verunsichert die Unternehmen auch hierzulande immer mehr und lässt sie in ihren Investitionsentscheidungen, dazu gehört auch das Schaffen oder Besetzen von Stellen, zögern – mit dem derzeit zu besichtigenden Gipfeleffekt in den BA-Zahlen. Dieser ganz sanfte Sinkflug, den der deutsche Arbeitsmarkt nun begonnen hat, dürfte sich, darauf verweisen inzwischen sämtliche Stimmungsindikatoren, in den kommenden Monaten fortsetzen, wenn die Krise weiter nur schwelt und nicht zur Katastrophe ausartet, oder, was aber dauern wird, beendet wird. Noch aber ist zumindest die Beschäftigung hoch und stützt mit den dadurch in die Kassen der Privathaushalte gespülten Einkommen den Konsum und so die Gesamtwirtschaft, nicht zuletzt durch den Kauf von Autos – auch von gebrauchten.—–Die Bundesarbeitsministerin und der Chef der Bundesagentur für Arbeit sehen keinerlei Auswirkungen der Krise auf den deutschen Arbeitsmarkt. Das Urteil erstaunt.—–