Bank of England blickt skeptischer in die Zukunft
hip London – Die Bank of England hat in ihrem Inflationsbericht ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren gesenkt. Sorgen um die schwache Konjunktur in der Eurozone standen dabei im Vordergrund. “Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst der Stagnation”, sagte Notenbankchef Mark Carney gestern. Die Ökonomen der Zentralbank nahmen auch ihre Inflationserwartungen nach unten. Damit rückt ein erster Zinsschritt auf der Insel weiter in die Ferne. Am Markt wurde damit ohnehin erst nach dem Sommer kommenden Jahres gerechnet. “Was wirklich zählt, ist der breite Prozess der Geldpolitik, nicht ein bestimmtes Datum für eine erste Zinserhöhung”, so Carney. Zinserhöhung erst späterIm August hatte die Notenbank für 2015 noch 3,1 % Wachstum auf der Rechnung. Nun sind es nur noch 2,9 %. Für 2016 senkten sie ihre Prognose von 2,8 auf 2,6 %. Sowohl offizielle als auch von privaten Instituten erhobene Daten hatten zuletzt auf eine Abschwächung der Aufwärtsentwicklung hingedeutet. Der Chefvolkswirt der Bank of England, Andrew Haldane, hatte bereits signalisiert, dass der Leitzins angesichts niedrigerer Erwartungen an das globale Wirtschaftswachstum sowie erhöhter geopolitischer und finanzieller Risiken noch länger unverändert bleiben könnte.Die Inflation war im September auf 1,2 % zurückgegangen. Sie lag damit weit unter den im Inflationsbericht vom August geschätzten 1,7 %. Es bestehe eine “signifikante Wahrscheinlichkeit”, dass sie in den kommenden sechs Monaten zeitweise auf weniger als 1 % sinken könnte, heißt es im aktuellen Bericht. Dann wäre Gouverneur Mark Carney gezwungen, Schatzkanzler George Osborne die Gründe für die niedrige Inflation schriftlich auseinanderzusetzen und zu erklären, wie er wieder auf den Zielwert von 2,0 % kommen will.Für das Gesamtjahr rechnet die Bank of England nun statt mit einem Preisauftrieb von 1,9 % nur noch mit 1,2 %. Für 2015 hat sie 1,4 (zuvor: 1,7) % auf der Rechnung. Binnen drei Jahren wird die Inflation jedoch den Erwartungen zufolge wieder zum Ziel der Bank of England zurückkehren. Für 2016 haben sie 1,8 % angesetzt. Die Differenz zwischen Bruttoinlandsprodukt und Produktionspotenzial bezifferten sie auf 1 %.Die Notenbanker wiederholten erneut, dass die Zinsen allmählich und schrittweise steigen werden, wenn der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik beschlossen werden sollte. Die Zinsen würden womöglich für einige Zeit unter dem historischen Durchschnitt bleiben.