Bank of England deutet zügige Straffung an

Zinsen könnten schneller und stärker steigen als im November erwartet - Wachstumsprognose erhöht

Bank of England deutet zügige Straffung an

Von Andreas Hippin, LondonDie Bank of England hat angedeutet, dass der Leitzins schneller steigen könnte als zuletzt erwartet. Das Pfund stieg nach Vorlage des Protokolls der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) kurzzeitig auf mehr als 1,40 Dollar. Die Renditen britischer Staatsanleihen legten zu. Die Mitglieder des Gremiums stimmten zwar mit neun zu null dafür, den Leitzins auf 0,5 % zu belassen – gerade einmal 25 Basispunkte über dem historischen Tief. Auch der zur Ankurbelung der Konjunktur zusammengekaufte Anleihebestand wurde unverändert beibehalten. Allerdings findet sich im Protokoll der MPC-Sitzung ein Satz, der an den Finanzmärkten Zinsfantasien aufblühen ließ: “Das Komitee ist der Ansicht, dass die Geldpolitik im Vorhersagezeitraum etwas früher und in etwas höherem Maße gestrafft werden müsste, um das Inflationsziel nachhaltig zu erreichen, als zur Zeit des Berichts vom November erwartet, sollte sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen im Rahmen der im aktuellen Inflationsbericht enthaltenen Prognosen entwickeln.” Aus Sicht von Ben Brettell, Senior Economist beim Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown, ähnelt die Rhetorik der des Protokolls vom September, auf das im November die erste Zinserhöhung seit einem Jahrzehnt folgte. “Nun sieht es so aus, als ob die nächste Erhöhung schon im Mai erfolgen könnte, wenn die Bank ihre Prognosen zum nächsten Mal aktualisiert”, sagte Brettell. Robert Wood, der bei BoA Merrill Lynch für Großbritannien zuständige Ökonom, rechnet nun mit einem Zinsschritt von 25 Basispunkten. Aus Sicht der Volkswirte von Barclays müsste die Notenbank dafür aber viel überzeugender belegen, dass die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Vereinigten Königreichs einen solchen Tempowechsel trägt.Die Hoffnung auf eine Rückkehr zu einer konventionellen Geldpolitik ist nach Jahren der Notstandsmaßnahmen offenkundig, die vage Formulierung im Protokoll lässt jedoch offen, wann der nächste Zinsschritt erfolgen wird. Zudem wird darin immer wieder auf die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit verwiesen. Das weckte bei manchen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Aussagen, zumal Notenbankchef Mark Carney für schnelle Kurswechsel bekannt ist.”Wären die Fed und die EZB so unberechenbar und haltlos wie die Bank of England, gäbe es eine Menge mehr Volatilität an den weltweiten Finanzmärkten”, twitterte Anna Stupnytska, Global Economist bei Fidelity Multi Asset. “Heute falkenartig, im nächsten Quartal wer weiß was.” Howard Archer, der Chefvolkswirt des EY Item Club, ließ seine Schätzungen zur künftigen Zinsentwicklung unverändert.Die Zentralbankökonomen erhöhten ihre Wachstumsprognose unter Verweis auf die deutliche Erholung der Weltwirtschaft für das laufende Jahr von 1,6 % auf 1,8 %. Das Nationale Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR) hatte seine Prognose bereits am Dienstag von 1,7 % auf 1,9 % heraufgesetzt. Man darf damit rechnen, dass die unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility (OBR) im Frühjahr nachziehen werden. Sie hatten ihre Prognose für 2018 im November von 1,6 % auf 1,4 % gesenkt. Allerdings ist den optimistischeren Vorhersagen von Bank of England und NIESR eines gemein: Beide unterstellen einen reibungslosen Übergang aus der EU in ein neues Verhältnis zu Resteuropa mit größtmöglichem gegenseitigen Marktzugang.