Bank of England schaltet einen Gang herunter
hip London
Die Bank of England hat das Tempo der Straffung der Geldpolitik etwas verringert. Wie die britische Notenbank mitteilte, hat das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 % angehoben. Es war die neunte Zinserhöhung in Folge. Der vorangegangene Schritt war mit 75 Basispunkten steiler gewesen.
Im Komitee herrschte alles andere als Einigkeit über die künftige Richtung der Geldpolitik. Zwar stimmten sechs der neun Mitglieder, darunter alle Führungskräfte der Bank of England, für den Schritt von 50 Basispunkten. Allerdings plädierte Catherine Mann dem Protokoll der Sitzung zufolge für einen weiteren Schritt von 75 Basispunkten. Man müsse sich der „Inflationspsychologie“ entgegenstellen, die in Lohnabschlüssen und Inflationserwartungen Einzug halte. Ziehe man das geldpolitische Handeln vor, nehme das Risiko ab, dass der Leitzins weit in das kommende Jahr hinein erhöht werden müsse, während sich die wirtschaftliche Aktivität weiter verlangsame.
Swati Dhingra und Silvana Tenreyro hätten dagegen den Leitzins lieber auf 3 % belassen. Aus ihrer Sicht ist die Realwirtschaft weiterhin schwach – das Ergebnis sinkender Realeinkommen und härterer Finanzierungsbedingungen. Es gebe zunehmend Anzeichen dafür, dass der Abschwung anfange, sich auf den Arbeitsmarkt auszuwirken. Demnach sei der bisherige Leitzins „mehr als ausreichend“, um die Inflation auf den Zielwert von 2 % zurückzuführen.
Zinsgipfel in Sicht
„Diese Uneinigkeit dürfte auch bei den kommenden Sitzungen bestehen bleiben“, sagte die DWS-Volkswirtin Katrin Löhken. „Jedoch gehen wir davon aus, dass das Komitee sich auf seine Hauptaufgabe – die Inflationsbekämpfung – konzentrieren und deswegen mehrheitlich für weitere, vielleicht aber kleinere Zinsanhebungen votieren wird.“ Im November hatte die Inflation dem Statistikamt ONS zufolge bei 10,7 % gelegen – etwas niedriger als im jüngsten Inflationsbericht der Bank of England prognostiziert. Weil sie für Oktober noch mit 11,1 % ermittelt worden war, hofft ein Teil der Marktteilnehmer bereits, dass sich der Preisauftrieb weiter abschwächen wird.
Der jüngsten Marktteilnehmerumfrage der Notenbank zufolge rechnen die Teilnehmer damit, dass der Leitzins im ersten Halbjahr 2023 bei 4,25 % seinen Gipfel erreichen und den Rest des Jahres auf diesem Niveau bleiben wird. Der aus Marktdaten abgeleitete Pfad für den Leitzins zeigt einen Anstieg auf 4,75 % bis Mitte kommenden Jahres. Der Abstand zwischen den beiden Werten habe sich seit der vorangegangenen Marktteilnehmerumfrage verringert, hieß es im MPC-Protokoll.
„Wenn höhere Zinsen jetzt benötigt werden, um für Preisstabilität in der Zukunft zu sorgen, dann sollte die daraus resultierende ‚notwendige Rezession‘ aus wirtschaftlicher Sicht so kurz und flach wie möglich sein“, sagte Kitty Ussher, die Chefvolkswirtin des Institute of Directors. Es sei wichtig, dass die Notenbank die Zügel nicht zu sehr anziehe und vermeide, die Schmerzen zu verlängern.