Bank of England schraubt am Ausblick

Carney will Forward Guidance "entwickeln"

Bank of England schraubt am Ausblick

hip London – Die Bank of England wird ihren vor sechs Monaten abgegebenen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Geldpolitik überarbeiten, nachdem die Erwerbslosenquote schneller als erwartet zurückgegangen ist. “Die Überprüfung durch die Bank, wie sich der Ausblick unter Berücksichtigung der sich verändernden Gegebenheiten entwickeln sollte, wird in ihrem Inflationsbericht im Februar beginnen”, sagte Notenbankchef Mark Carney während eines vom britischen Unternehmensverband CBI organisierten Mittagessens in Davos. Er wiederholte die schon am Vorabend in einem BBC-Interview gemachte Aussage, dass es “keine unmittelbare Notwendigkeit” für eine Zinserhöhung gebe. Der geldpolitische Rat (MPC) werde “eine Reihe von Optionen” erwägen, um den Ausblick auf den neuesten Stand zu bringen. Schatzkanzler George Osborne wertete es bei einem Auftritt in dem Schweizer Wintersportort als “Erfolgsbeweis” für die Wirtschaftspolitik seiner Regierung, dass man nun über einen “Exit” aus der ultralockeren Geldpolitik spreche.Die Notenbank war im August vergangenen Jahres davon ausgegangen, dass die Arbeitslosigkeit im Schlussquartal 2013 bei 7,6 % liegen und erst im dritten Quartal 2015 auf 7,0 % zurückgehen würde. Auf dieser Grundlage hatte Carney angekündigt, die Zentralbank werde erst über eine Anhebung ihres seit März 2009 unveränderten Zinssatzes von 0,5 % nachdenken, wenn die Erwerbslosenquote in Großbritannien auf 7 % gesunken sei. Erst dann könne mit dem Abbau des bei 375 Mrd. Pfund angelangten Bestands von zur Konjunkturankurbelung angekauften Wertpapieren begonnen werden. Die Arbeitslosenquote ging aber bereits in den drei Monaten per Ende November auf 7,1 % zurück.Mit seiner “Forward Guidance” wollte Carney Transparenz schaffen. Am Kapitalmarkt wurde das von Anfang an nicht sonderlich ernst genommen. Die sich verbessernden Wirtschaftsindikatoren ließen das Pfund gegen Dollar und Euro anziehen. Die Renditen britischer Staatsanleihen stiegen. “Für uns war die Forward Guidance schon so gut wie tot”, konstatierte UBS-Volkswirt Amit Kara. Deshalb werde es auch zu keinen großen Marktreaktionen kommen, wenn die Bank of England ihren bisherigen Ausblick aufgebe.Volkswirte sind mit Blick auf die weitere Entwicklung der Forward Guidance in zwei in etwa gleich große Lager gespalten. Die einen erwarten eine Senkung der Schwelle auf 6,5 %. Die anderen rechnen damit, dass die Zentralbank immer wieder betonen wird, das Erreichen der 7,0 % sei kein automatischer Auslöser einer geldpolitischen Wende. So oder so: “Die Bank of England wird höchstwahrscheinlich auch weiterhin versuchen, die Zinserwartungen der Finanzmärkte, Unternehmen und Verbraucher zu moderieren”, stellte Volkswirt Nick Bate von BoA Merrill Lynch fest.Carney verwies in seiner Rede auf frühere Bekundungen des MPC, jede Bewegung weg von den “Notstandsparametern” der Geldpolitik werde, wenn die Zeit einmal gekommen sei, nach und nach erfolgen. Das Ausmaß der geldpolitischen Stimuli werde für einige Zeit außerordentlich bleiben. Selbst mittelfristig werde das erforderliche Zinsniveau, mit dem sich die Arbeitslosigkeit niedrig und die Preise stabil halten ließen, tiefer sein als vor der Krise. Die viel zitierte “Fluchtgeschwindigkeit” sei nicht auf billigem Wege zu erreichen. Die Wachstumsraten der vergangenen Quartale seien zwar ein guter Start in diese Richtung, aber nicht ausreichend. Die starke Landeswährung bezeichnete Carney als mögliches Exporthindernis. Das Pfund verlor prompt gegen den Dollar an Wert, nachdem es zuvor auf den höchsten Stand seit Mai 2011 geklettert war. Die Renditen britischer Staatsanleihen gerieten unter Druck.