Bank of England signalisiert Zinsschritt

Anhebung wohl noch dieses Jahr - Notenbank hält im Mai die Füße still

Bank of England signalisiert Zinsschritt

jw Frankfurt – Die britische Notenbank hält weiter an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Die Währungshüter entschieden am Donnerstag einstimmig, den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 0,75 % zu belassen. Gouverneur Mark Carney signalisierte aber auch, dass die Bank of England (BoE) die Zinsen stärker anheben könnte, als von den Märkten aktuell vorhergesagt wird, wenn dem Vereinigten Königreich am 31. Oktober ein reibungsloser Austritt aus der EU gelingt.”Wir durchlaufen eine Zeit der Ungewissheit im Vorfeld einer Lösung des Brexit”, sagte Carney. Wenn diese zu einer “Vereinbarung mit einer relativ reibungslosen Übergangsphase führt, erfordert dies über diesen Zeitraum Zinsanhebungen, und es werden mehr und mehr Zinserhöhungen erforderlich sein, als der Markt derzeit erwartet”.Vor Carneys Bemerkungen hatten die Anleger bis 2021 nur mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte gerechnet. Nun rechnen manche von ihnen, wie Berenberg-Ökonom Kallum Pickering, sogar schon im August mit der nächsten Zinsanhebung – vorausgesetzt die Brexit-Verhandlungen verlaufen positiv. Andere, wie Ökonom James Smith von der ING, meinen, dass eine Zinserhöhung im Jahr 2019 angesichts der anhaltenden Brexit-Unsicherheit unwahrscheinlich erscheint. Die Zentralbank hatte die Zinsen zuletzt im vergangenen Sommer leicht angehoben. Neue KonjunkturprognosenDie Bank of England veröffentlichte zudem, zum ersten Mal seit der Verschiebung des Brexit-Termins auf den Herbst, neue Konjunkturprognosen. Diese fielen gemischt aus. Die Notenbanker gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit weiter sinken wird und die Wirtschaft daher mehr Nachfrage erzeugen wird als zuvor angenommen. Die BIP-Prognosen für die kommenden drei Jahre wurden daher angehoben. 2019 rechnet die Notenbank nun mit 1,5 % Wachstum statt mit 1,2 %, 2020 mit 1,6 % statt 1,5 %, und 2021 sind es dann 2,1 % statt 1,9 %. Dies sei auf ein schnelleres Wachstum des realen Konsums zurückzuführen, das auf ein starkes Realeinkommenswachstum und stärkere Geschäftsinvestitionen zurückzuführen sei, da die Brexit-Unsicherheit nachlasse.Die Inflationsprognose für dieses Jahr wurde leicht von 2,0 % auf 1,6 % reduziert. Die BoE versicherte jedoch, dass die Änderung auf niedrigeren Energiepreisen und einem stärkeren Pfund beruhe. Die im Inland erzeugte Inflation sei nicht anders beurteilt worden. Für 2021 erwartet die Notenbank weiterhin, dass die Teuerungsrate mit 2,1 % etwas über das Ziel der Notenbank von 2 % hinausschießen wird. Zuletzt lag die Teuerung nur knapp unter dem Inflationsziel – was vor allem auf den ausgelasteten Arbeitsmarkt und die hohen Lohnstückkosten zurückzuführen war.Die BoE glaubt, dass der größte Teil der verbleibenden Konjunkturschwäche nachgelassen hat und sogar Nachfrageüberhang entstehen könnte. Um die Wirtschaft vor einer Überhitzung zu bewahren, wäre dann eine straffere Geldpolitik nötig als jene, die Anleger derzeit erwarten. Dieser leicht hawkishe Ton unterscheidet sie von vielen der größten Zentralbanken der Welt. Die Federal Reserve hielt die Zinsen am Mittwoch konstant und sagte, der nächste Schritt könnte sowohl eine Erhöhung als auch eine Senkung sein. Die Europäische Zentralbank denkt über neue Langfristkredite für Banken nach, und die Bank of Japan versprach im vergangenen Monat, die Zinsen bis “mindestens Frühling 2020” auf einem niedrigen Niveau zu halten.