hip London – Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, hat vor dem Finanzausschuss des britischen Unterhauses vor den Risiken eines Austritts aus der EU gewarnt. Sein Stellvertreter Jon Cunliffe nannte den Deal, den Premierminister David Cameron in Brüssel für sein Land ausgehandelt hat, vor den Abgeordneten “bedeutend und real”. Carney hatte den Parlamentariern vorab geschrieben, die versprochenen Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit würden, falls es dazu käme, “die positiven Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft auf die Sekundärziele der Bank verstärken”.Vor dem Ausschuss sagte er, einige führende Finanzdienstleister wollten ihre Firmenzentralen im Falle eines Brexit aus London wegverlegen. Die City of London würde ohne jeden Zweifel Geschäft verlieren, sollten nicht vergleichbare Bedingungen für die Finanzbranche ausgehandelt werden können, wie sie derzeit gelten. Solche Verhandlungen dauerten in der Regel lange. Großbritannien würde seinen Einfluss auf die Regulierung der Branche verlieren. Die Bank werde alles tun, um die Finanzstabilität sicherzustellen, könne aber nicht ausschließen, dass es kurzfristig zu Problemen kommen könnte. Und so etwas sei normalerweise mit schlechten wirtschaftlichen Resultaten verbunden. Die Bank wolle jedoch keine Wahlempfehlung für den 23. Juni abgeben.Brüsselgegner warfen dem einst als “George Clooney unter den Notenbankern” gefeierten Kanadier vor, dass er sich auf die Seite der Befürworter einer weiteren EU-Mitgliedschaft stelle. Carney schade seinem eigenen Ruf und dem der Notenbank, sagte der konservative Abgeordnete und EU-Gegner Jacob Rees-Mogg. Es sei “unter der Würde der Bank of England”, Spekulationen Vorschub zu leisten. Carney wies die Vorwürfe zurück. Er betonte, dass seitens der Regierung keinerlei Druck auf die Bank of England ausgeübt worden sei. “Es würde nichts nützen, es zu versuchen.” Cunliffe versicherte, die Notenbank nehme ihre Unabhängigkeit auf allen Ebenen sehr ernst.—– Wertberichtigt Seite 6