Bank of Japan fördert „grüne“ Kredite
mf/ms Tokio/Frankfurt
Die japanische Notenbank hat den Rahmen für das Klimaprogramm abgesteckt, das sie als weltweit erste Zentralbank im Juni angekündigt hat. Danach wird die Bank of Japan (BoJ) den Geschäftsbanken Geld zum Nullzins leihen, damit diese klimafreundliche Projekte von Unternehmen finanzieren. Eine Obergrenze für das Gesamtvolumen wurde nicht genannt. Parallel wird die BoJ „grüne“ Anleihen in Fremdwährung aus ihren Devisenreserven kaufen. Beide Vorhaben will die BoJ noch in diesem Jahr umsetzen. „Wir wollten keine weltweite Einigung über eine ‚grüne‘ Taxonomie abwarten, daher haben wir dieses Klimaprogramm gestartet“, sagte Notenbankchef Haruhiko Kuroda. Die Details stießen bei Experten auf ein geteiltes Echo.
Die japanische Notenbank hatte im Juni einen Geldtopf für Finanzinstitute in Aussicht gestellt, um die Vergabe von Darlehen zur Bekämpfung der Erderwärmung zu fördern. Damit befeuerte sie auch die globale Debatte über die Rolle der Zentralbanken im Kampf gegen den Klimawandel und über eine „grüne“ Geldpolitik. Weltweit wird darüber in Notenbankkreisen und unter Experten zunehmend intensiv diskutiert – und mitunter gestritten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Zuge ihrer jüngst abgeschlossenen Strategieüberprüfung ebenfalls dem Klimawandel den Kampf angesagt.
Die jetzt verkündeten Details des BoJ-Programms lösten unterschiedliche Reaktionen aus. Einerseits meinte Nord/LB-Analyst Tobias Basse, die Notenbank agiere „nicht nur mit ruhiger Hand, sondern auch zunehmend mit grünem Daumen“. Die Finanzzeitung „Nikkei“ schrieb, dass das Programm umfangreicher ausgefallen sei als erwartet. Andererseits hatten aber einige Analysten stärkere Anreize für die Vergabe solcher Kredite erwartet. UBS-Ökonom Masamichi Adachi zum Beispiel sagte zuvor, dass die BoJ für Klimakredite einen Bonus von 0,1% oder 0,2% als Anreiz zahlen könnte. Doch nun gewährt die BoJ solchen Banken nur einen Nachlass beim Negativzins von 0,1% auf einen Teil ihrer Einlagen. „Es gibt keine Zinsvergütung, aber ich denke, wir bieten andere ausreichende Anreize“, erklärte Notenbankchef Kuroda.
Zudem läuft die Geldvergabe an die Banken nur für ein Jahr, während laut Barclays einige Beobachter mit einem Horizont von vier Jahren gerechnet hatten. Allerdings gilt eine Verlängerung als wahrscheinlich. Auch das Kaufprogramm für Öko-Bonds stellte nicht alle Analysten zufrieden. Im Juni hatte Gouverneur Kuroda noch Zweifel an der Definition von „Öko-Bonds“ geäußert. Nun kauft man solche Anleihen nur in Fremdwährung. Der Grund: Der japanische Markt für Öko-Bonds ist vergleichsweise klein und würde durch BoJ-Käufe wohl zu stark verzerrt.
Die Details des BoJ-Programms dürften auch bei den Euro-Währungshütern erneut auf großes Interesse stoßen und genau geprüft werden. Der EZB-Rat hatte jüngst im Zuge seiner ersten großen Strategieüberprüfung seit 18 Jahren versprochen, „innerhalb seines Mandats dafür zu sorgen, dass das Eurosystem, im Einklang mit den Klimaschutzzielen der EU, die Implikationen des Klimawandels und des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft für die Geldpolitik und das Zentralbankwesen in vollem Umfang berücksichtigt“, wie es in der neuen „Erklärung zur geldpolitischen Strategie der EZB“ festgehalten ist.
Zeitgleich hatte der EZB-Rat „einen umfassenden Aktionsplan mit einem ehrgeizigen Fahrplan zur weiteren Einbeziehung von Klimaschutzüberlegungen in seinen geldpolitischen Handlungsrahmen beschlossen“. Beim Kauf von Unternehmensanleihen habe die EZB bereits damit begonnen, „relevante Risiken des Klimawandels“ in ihren Prüfverfahren für den Ankauf von Vermögenswerten zu berücksichtigen, erklärte die Notenbank.
Umweltschützer wie Greenpeace und grüne Politiker hatten die Beschlüsse begrüßt. Zugleich forderten sie aber direkt, den Worten noch mehr Taten folgen zu lassen.