Nach der Parlamentswahl

Bank of Japan gerät unter politischen Druck

Der Finanzmarkt stellt sich auf den nächsten Zinsschritt in Tokio ein. Aber aus der Politik kommt die Forderung, höhere Reallöhne abzuwarten.

Bank of Japan gerät unter politischen Druck

Bank of Japan gerät unter politischen Druck

Gouverneur Ueda bekräftigt Normalisierungskurs

mf Tokio

Bei ihrem Oktober-Treffen hat Japans Zentralbank die kurzfristigen Zinsen bei 0,25% belassen. Jedoch signalisierte sie ihre Entschlossenheit, ihren Kurs der Normalisierung der Geldpolitik fortzusetzen. Gouverneur Kazuo Ueda sagte, er werde seinen Ausdruck nach der September-Sitzung, Japan habe „mehr Zeit“ für eine Beurteilung des nächsten Zinsschrittes, nicht mehr verwenden.

„Das Risiko aus den Volkswirtschaften im Ausland nimmt nach und nach ab“, sagte Ueda. „Der Nebel lichtet sich.“ Die Bank of Japan (BoJ) werde die Zinsen weiter anheben, wenn sich Wirtschaft und Preise zum nachhaltigen Inflationsziel von 2% entwickelten. Darauf verteuerte sich der Yen um knapp 1% zum Dollar. Viele Analysten gehen nun davon aus, dass der nächste Zinsschritt auf 0,5% im Dezember kommt.

Königsmacher gegen Zinsschritt

Allerdings ist die Notenbank durch den Ausgang der Parlamentswahl am Sonntag unter politischen Druck geraten. Die Koalition aus LDP und Komei-Partei verlor ihre Mehrheit, Premierminister Shigeru Ishiba will nun eine Minderheitsregierung bilden. Dabei hofft er auf Unterstützung von außen durch die „Demokratische Partei für das Volk“ (DPFP). Sie konnte die Zahl ihrer Mandate auf 28 vervierfachen, genug, um Ishiba eine Mehrheit zu beschaffen. Ihr Vorsitzender Yuichiro Tamaki forderte jedoch, die nächsten Zinsschritte davon abhängig zu machen, ob die Reallöhne steigen. Im August waren sie erneut gefallen. „Die BoJ sollte jetzt keine großen Änderungen ihrer Politik vornehmen“, meinte Tamaki.

Laut ihrer neuen dreimonatigen Konjunkturprognose erwartet die Notenbank im laufenden Fiskaljahr eine Kerninflationsrate von unveränderten 2,5%. Die Prognose für das Jahr 2025 wurde von 2,1% auf 1,9% unter Hinweis auf sinkende Rohstoffkosten gekürzt. Neue Konjunkturdaten geben der Zentralbank indes nicht viel mehr Klarheit. Die Industrieproduktion wuchs im September gegenüber dem Vormonat bedingt durch die Autoindustrie um 1,4%. Für Oktober erwarten die Hersteller ein kräftiges Plus von 8,3% und für November ein Minus von 3,7%. Die Umsätze im Einzelhandel stiegen um unerwartet schwache 0,5%.

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