Bank of Japan probiert digitalen Yen aus
mf/ms Tokio/Frankfurt – Die Bank of Japan (BoJ) will im April 2021 mit einem ausführlichen Testlauf für einen digitalen Yen beginnen. Man plane nicht, eine digitale Zentralbankwährung in Japan einzuführen, aber wolle die Vorarbeiten dafür leisten, betonte die Notenbank. Die Tests fänden innerhalb eines internationalen Forschungsprojekts statt. Damit bezieht sich die BoJ auf eine Arbeitsgruppe von sieben Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB), bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Gruppe hatte am Freitag einen ersten Bericht zum Thema vorgelegt und sich darin auf einige Grundprinzipien für digitales Zentralbankgeld verständigt (vgl. BZ vom 10. Oktober).Die BoJ spezifizierte ihre Pläne so: In der ersten Stufe werde die technische Machbarkeit einer digitalen Währung untersucht. Die Testumgebung soll so aussehen, dass sich alle Probleme bei elektronischen Geldtransaktionen beobachten lassen. Im zweiten Schritt wird die BoJ zusätzliche Funktionen einer solchen Digitalwährung prüfen, zum Beispiel das Festsetzen von Zinsraten sowie Grenzen für deren Speicherung. Falls die Währungshüter es für notwendig halten, werde die BoJ in einer dritten Phase ein Pilotprogramm auflegen, an dem private Betreiber und Verbraucher teilnehmen.Die japanische Zentralbank steht unter einem speziellen Handlungsdruck. Einerseits möchte sie die Rolle eines globalen Schrittmachers bei digitalem Geld aufgrund des Spillover-Effekts auf andere Länder und Währungen vermeiden. Zum Beispiel wären Missbrauch durch Staaten wie Nordkorea oder die Finanzierung von Terror denkbar. Daher unterstützt die BoJ die drei Prinzipien der BIZ-Arbeitsgruppe für digitales Zentralbankgeld, nämlich die Koexistenz mit Bargeld anstelle von dessen Abschaffung, die Nichtgefährdung der monetären und finanziellen Stabilität sowie die Unterstützung von Innovation und Effizienz.Andererseits beobachtet die BoJ mit wachsender Sorge die schrittweise Einführung von digitalem Zentralbankgeld im Nachbarland China. Am Montag startete die Bank of China ein Pilotprojekt in Shenzhen, bei dem 50 000 Einwohner in 3 400 Geschäften mit digitalen Yuan bezahlen können. Bereits bei den Olympischen Winterspielen Anfang 2022 in Peking könnte dieses digitale Geld in Umlauf kommen. Die Notenbanker in Tokio interpretieren die Vorgehensweise der Bank of China als einen Versuch, die globale Bedeutung des Dollar und damit der USA zu schwächen, indem der chinesische Yuan in Schwellenländern zur dominierenden Währung gemacht wird. Ein zusätzlicher Aspekt: Neuerdings verbreiten sich digitale Zahlungen in Japan unerwartet rasant. EZB startet KonsultationWährend die BoJ den Testlauf für 2021 ankündigte, startete die Europäische Zentralbank (EZB) gestern eine öffentliche Konsultation zum Thema. Gleichzeitig finden intern konzeptionelle Arbeiten für eine Testphase statt. Beides hatte die EZB bereits avisiert, als sie Anfang Oktober den ersten Bericht ihrer Taskforce zum digitalen Euro veröffentlichte. Das wurde verbreitet als entscheidender Schritt hin zur Einführung gesehen (vgl. BZ vom 6. Oktober).”Wir befassen uns sehr ernsthaft mit einem digitalen Euro”, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde gestern bei einer virtuellen Diskussion anlässlich der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Coronakrise habe die Art, wie die Verbraucher einkaufen und bezahlen, deutlich verändert und das werde sich auch nicht wieder komplett zurückdrehen, so Lagarde.