BDI nimmt Prognose für BIP-Wachstum zurück
ge Berlin – Ein schwächer werdendes Auslandsgeschäft, aber eine bessere Stimmung bei den auf das Inland ausgerichteten Branchen lassen nach Erhebungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ein Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr von 1,5 % erwarten. Während das arbeitgebernahe Institut damit an seiner Herbst-Prognose festhält, schraubt die Wirtschaft selbst ihre bisherige Zuversicht etwas zurück. Angesichts der zahlreichen globalen Konflikte hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) seine Wachstumserwartungen für 2016 gedämpft. “Wir rechnen fürs laufende Jahr nun mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,5 bis knapp 2 %”, erklärte BDI-Präsident Ulrich Grillo gestern auf der Hannover Messe. Noch im Januar hatte der Verband ein Plus von 1,9 % für 2016 vorausgesagt. “Die deutsche Industrie spürt dieses Mehr von Konflikten, Risiken und Wachstumsschwächen heftiger als andere Wirtschaften”, sagte Grillo weiter. Im exportabhängigen Deutschland werde daher deutlich zu wenig investiert. Ausfuhren steigen langsamerDieser Diagnose schließt sich das IW vollumfänglich an. Anders als in vielen anderen Jahren dürfte das Exportwachstum in diesem und im nächsten Jahr mit 2,25 bzw. gut 3 % um jeweils 1 Prozentpunkt geringer ausfallen als die Einfuhren. Entsprechend sei trotz weiterhin sehr günstiger Finanzierungskonditionen und einer hohen Auslastung kein kräftiger Aufschwung bei den realen Ausrüstungsinvestitionen zu erwarten, urteilte IW-Direktor Michael Hüther gestern in Berlin. Zwar hätten sich die Investitionserwartungen deutscher Unternehmen seit dem Herbst vergangenen Jahres nicht weiter verschlechtert. Gemessen an den Umfrageergebnissen vom Frühjahr 2014 und 2015 sei jedoch eine deutliche Eintrübung des hiesigen Investitionsklimas festzustellen. Ausrüstungsinvestitionen dürften in diesem Jahr nur um 2 % (nicht einmal halb so viel wie 2015), im kommenden Turnus um 3 % steigen. Eine deutliche Erholung sei dagegen bei Bauinvestitionen zu beobachten. Insgesamt geht das IW von einem BIP-Wachstum von gut 1,25 % für 2017 aus – weniger als im laufenden Jahr. “Konjunktur-Kartenhaus”Grillo warnte davor, dass die Kauflaune der Verbraucher angesichts der niedrigen Inflation bald abnehmen könnte. “Dann kann unser Konjunktur-Kartenhaus zusammenfallen. Denn wir haben das Land in den vergangenen Jahren nicht wetterfest gemacht.” Der BDI-Präsident forderte deshalb etwa mehr öffentliche Mittel für den Ausbau einer flächendeckenden IT-Infrastruktur.Die vergleichsweise gute Inlandskonjunktur stützt sich dem IW zufolge auf eine gute Arbeitsmarktentwicklung und vermehrte Kaufkraft durch gesunkene Energiepreise. Zudem stimuliere der Staat durch die vielen Milliarden umfassende Flüchtlingsunterstützung. Da im größeren Umfang Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt kämen, dürfte die Arbeitslosigkeit 2017 leicht auf 6,5 % steigen.