Berlin entdeckt Sustainable Finance

Strategie der Bundesregierung angekündigt - Ausbau des Finanzplatzes zum führenden Standort

Berlin entdeckt Sustainable Finance

Eine neue Strategie der Bundesregierung soll den Finanzplatz Deutschland zum führenden Standort für Sustainable Finance ausbauen. Die Finanzmarktstabilität darf dabei nicht leiden, ist die Bundesregierung überzeugt, sondern soll sogar noch steigen. Rabatt beim aufsichtsrechtlichen Kapital lehnt Berlin ab. wf Berlin – Im Bestreben, den Markt für nachhaltige Finanzen hierzulande auszubauen, spricht sich die Bundesregierung gegen reduzierte aufsichtsrechtliche Kapitalanforderungen für Banken oder Versicherer aus. Die Handlungsoptionen für politisch gewollte Investition in grüne oder nachhaltige Projekte dürften nicht im Zielkonflikt mit der Finanzmarktstabilität stehen. Darauf verständigte sich der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Durch den sogenannten Green Supporting Factor würden Risiken nicht adäquat berücksichtigt, warnen die Beamten.Die Runde tagte in Berlin unter Federführung von Kanzleramtschef Helge Braun (CDU). Zusammen mit dem Kanzleramt zeichnen die Ressorts Finanzen, Umwelt und Wirtschaft verantwortlich für die Sustainable-Finance-Strategie, die die Bundesregierung nun anstrebt. Beratend nahmen an dem Gespräch Sabine Mauderer (Bundesbank), Günther Bräunig (KfW), Michael Schmidt (Deka), der Abgeordnete Kai Whittaker (CDU) und die Vorsitzende des Rats für Nachhaltige Entwicklung, Marlehn Thieme, teil. Zeithorizont offen Die Agenda für eine Strategie nachhaltiger Finanzen mit derzeit noch unbestimmtem Zeithorizont umfasst vier Kernpunkte: eine Wirtschaftlichkeitsprüfung für die Emission grüner oder nachhaltiger Bundesanleihen zur Anschlussfinanzierung auslaufender Bonds, die Etablierung eines Fachbeirats bei der Bundesregierung, Erfahrungsaustausch bei der Kapitalanlage bundesnaher Einrichtungen und die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie, um Sustainable Finance bei Verbrauchern und im Finanzsektor bekannter zu machen. Der Beirat soll die Bundesregierung beraten, die europäische Diskussion begleiten, Wissensgrundlagen verbessern und Impulse für Sustainable Finance in Deutschland setzen. Im Erfahrungsaustausch über die Kapitalanlage sollen nicht nur die Risiken diskutiert werden, sondern auch die Folgen für Mensch und Umwelt. Die gesetzlichen Zuständigkeiten für die Anlagepolitik stellt die Regierung dabei nicht infrage. Elementar sei auch die Methodenfreiheit bei der Heterogenität der Anlagen hinsichtlich Volumina, Zielsetzung, gesetzlichen Vorgaben und des Managements.Absicht der Bundesregierung ist es, mit Hilfe der Strategien international vereinbarten Nachhaltigkeitszielen näher zu kommen und gleichzeitig die Finanzmarktstabilität und Effizienz zu erhöhen. Genannt werden die 17 Sustainable Development Goals, die Addis Ababa Action Agenda und das Pariser Klimaschutzabkommen. Die Staatssekretäre legen in ihrem Beschluss auch eine – sehr allgemeine – Definition für Sustainable Finance fest: Finanzmarktakteure berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekt bei ihren Entscheidungen. Sustainable Finance, schreibe die Staatssekretäre in ihrem Beschluss, könne die Umsetzung der Finanzmarktstabilitäts-, Energie-, Klima-, Entwicklungs- und weitere Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung flankierend unterstützen. Zugleich konstatieren sie, dass Veränderungen wie Flut, Dürre, Sturm oder der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft, wie die Energiewende, große Risiken für Finanzmarktakteure und den Finanzmarkt bergen können.Tatsächlich sind viele Finanzmarktakteure bei diesem Thema schon weiter als die Regierung. Etwa der Rat für Nachhaltigkeit tauscht sich intensiv mit der Branche aus. Die Staatssekretäre begrüßen nun, dass eine Vielzahl privater und öffentlicher Finanzmarktakteure Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigt. Die Regierung ermutigt zugleich, Nachhaltigkeitsaspekte zusätzlich zu Rendite, Risiko und Liquidität zu berücksichtigen. Geschäftsmodelle sollten sich angemessen mit den lokalen und globalen Folgen für Menschen und Umwelt auseinandersetzen.