Bessere Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern

Ifo-Geschäftsklimaindex legt im Mai überraschend zu - Konjunkturforscher rechnen mit Aufschwung - GfK: Konsumklimaindex so hoch wie seit 2007 nicht mehr

Bessere Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern

Die Konjunktur in Deutschland scheint nach dem verhaltenen Jahresstart nun doch so langsam Fahrt aufzunehmen. Darauf deuten die Ergebnisse der jüngsten Stimmungser- hebungen unter Unternehmen und Verbrauchern in der größten Volkswirtschaft der Eurozone hin.ks Frankfurt – Nachdem bereits der deutsche Einkaufsmanagerindex für Mai nahezu aus dem rezessiven Bereich herausgefunden hatte, hat sich auch das Ifo-Geschäftsklima unerwartet aufgehellt. Der Index des Ifo-Instituts überragt seinen Angaben zufolge im laufenden Monat das Niveau von April um saisonbereinigt 1,3 Punkte. Er liegt aktuell bei 105,7 Zählern. “Die deutsche Konjunktur behauptet sich in einem schwierigen europäischen Umfeld”, fasste Kai Carstensen, Ifo-Bereichsleiter Konjunktur und Befragungen, das Ergebnis der Erhebung zusammen.Volkswirte hatten hingegen für Mai mit einem unveränderten Stand gerechnet, nachdem das Barometer in den beiden Vormonaten jeweils abgerutscht war. Wäre das Stimmungsbarometer ein drittes Mal gesunken, hätte dies nach der gängigen Definition des Ifo-Instituts eine Trendwende in der deutschen Konjunktur bedeutet.Angesichts der überraschend verbesserten Stimmung in Deutschlands Chefetagen rechnen die Münchener Konjunkturforscher mit einer spürbaren Frühjahrsbelebung. Die Wirtschaft werde im zweiten Quartal das Mini-Wachstum des Jahresanfangs von 0,1% klar übertreffen, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters. “Wir gehen davon aus, dass diese Wachstumsrate deutlich steigen wird.”Die Auftragsbücher der Unternehmen seien gut gefüllt, erläuterte der Ökonom. Das liege vor allem an der guten Binnenkonjunktur. Nach dem langen Winter komme die Bauindustrie nun in Schwung. “Die Bautätigkeit hat sich immens gesteigert. Die Geräteauslastung ist um 6 Prozentpunkte gestiegen. Man fängt an, die aufgestauten Aufträge abzuarbeiten”, sagte Wohlrabe.Im Berichtsmonat stellte sich den befragten Unternehmen aus Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel die aktuelle Geschäftslage wieder deutlich besser dar als im April. Der entsprechende Subindex sprang um 2,7 Punkte auf 110,0 nach oben, nachdem er im Vormonat in gleicher Größenordnung eingebrochen war.Die Aussichten für die kommenden sechs Monate verharrten im Mai hingegen auf dem nur leicht optimistischen Niveau vom April. Damals waren die Erwartungen um 2 Indexpunkte auf 101,6 Zähler gefallen.Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe hat sich nach der deutlichen Eintrübung im Vormonat wieder verbessert. Den Detailangaben des Ifo-Instituts zufolge sind die Industriefirmen merklich zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage als im April. Ihre Voraussagen an den weiteren Geschäftsverlauf blieben “leicht optimistisch”. Die Exporterwartungen seien zwar leicht gesunken, signalisierten aber weiterhin, dass “die Firmen mit Impulsen aus dem Ausland rechnen”.In beiden Handelsstufen hat sich das Geschäftsklima verbessert und liegt nun im positiven Bereich. Im Großhandel zeigten sich die befragten Firmen merklich zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem hat ihre Skepsis für den weiteren Geschäftsverlauf abgenommen. Im Einzelhandel hat die Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Geschäftslage zum vierten Mal in Folge zugenommen. Der Ausblick auf den zukünftigen Geschäftsverlauf hat sich etwas aufgehellt.Im Bauhauptgewerbe hat der Geschäftsklimaindex dagegen erneut ein wenig nachgegeben. Die Bauunternehmer waren mit ihrer aktuellen Geschäftslage zwar wieder etwas zufriedener als im Vormonat. Der Optimismus mit Blick auf die weitere Geschäftsentwicklung hat sich aber verringert. Gute RahmenbedingungenAls Konjunkturstütze erweisen sich auf der anderen Seite die deutschen Konsumenten. Die Verbraucher deckten sich nun für die wärmere Jahreszeit ein, sagte Ifo-Experte Wohlrabe: “Alles, was mit gutem Wetter zu tun hat, läuft, zum Bespiel Baumarktartikel, Fahrräder, Kleidung.” Laut der aktuellen GfK-Umfrage dürfte ihre Kauflaune ungebrochen bleiben. Der Konsumklimaindex der Nürnberger Marktforscher gewann auf der Basis ihrer Mai-Umfrage saisonbereinigt 0,3 Zähler auf voraussichtlich 6,5 Punkte im Juni hinzu und liegt damit so hoch wie seit 2007 nicht mehr.Das Augenmerk der deutschen Verbraucher ist in erster Linie auf die guten und stabilen Rahmenbedingungen in Deutschland gerichtet, wie GfK-Experte Rolf Bürkl ausführte. “Eine auf hohem Niveau befindliche Beschäftigung, gute Tarifabschlüsse sowie eine sinkende Inflation stützen die gute Stimmung.” Folglich hätten sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung im Mai leicht zugelegt. Im Sog dieser Entwicklung habe die Anschaffungsneigung ihr ohnehin sehr gutes Niveau “eindrucksvoll behauptet”.Fast im Gleichklang mit den Ifo-Umfragen ist der GfK-Subindex für die Erwartungen der Konsumenten an die deutsche Konjunktur im Mai gegenüber April um 1,3 Zähler gestiegen. Mit einem Stand von minus 0,2 Punkten liege der Indikator damit “in etwa auf seinem langjährigen Durchschnitt von 0 Punkten”. Nachdem sich bereits im April die Aussichten für die eigenen Einkommen in der Bewertung der Verbraucher verbesserten hatten, kletterte der einschlägige Teilindikator um 3,1 auf 33,9 Zähler.Noch geringfügig größer als im April stellt sich die Kaufneigung der Konsumenten dar. Dieser Indikator rückte um 0,1 auf 37,7 Punkte vor. Dies ist der höchste Wert seit 15 Monaten. Aufgrund des hohen und stabilen Beschäftigungsniveaus haben die Verbraucher “kaum Angst davor, ihren Job zu verlieren”, wie Bürkl meint. Dies sorge für hohe Planungssicherheit, was gerade für größere Anschaffungen eine wichtige Voraussetzung sei. Das niedrige Zinsniveau steigere zudem die Anreize, Kredite zum Zwecke von Anschaffungen aufzunehmen. Geld auf die hohe Kante zu legen erscheine derzeit hingegen eher unattraktiv.—– Wertberichtigt Seite 8