BIZ stemmt sich gegen Deflationsängste
ms Frankfurt – Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ hat vor übertriebenen Deflationsängsten und vor einer geldpolitischen Überreaktion auf niedrige oder gar negative Inflationsraten gewarnt. Disinflationäre Kräfte, die die Preise drücken, seien “gutartig”, wenn sie auf “positive Angebotseffekte” zurückgingen, sagte Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), im Interview der Börsen-Zeitung. Vor allem mit solchen angebotsseitigen Effekten erklärt die BIZ die aktuell niedrige Inflation weltweit. Zudem, so Borio, gelte, “dass eine Deflation keine rote Linie ist, bei deren Überschreiten man unweigerlich in den Abgrund stürzt”.”Bei der Festlegung ihrer Maßnahmen müssen die Zentralbanken immer sehr genau schauen, welche Faktoren die Preise beeinflussen”, forderte Borio deshalb. Zudem müssten sie bei ihrem Handeln den finanziellen Auf- und Abschwüngen “mehr Aufmerksamkeit” schenken.Borios Aussagen kommen zu einer Zeit, da Sorgen um Chinas Wirtschaft, die Abwertung des Renminbi und der neuerliche Ölpreisverfall neue Deflationssorgen und Rufe nach einem Gegensteuern der Zentralbanken haben aufkommen lassen. Zugleich kommen sie kurz vor wichtigen Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nächste Woche und der US-Notenbank Mitte September. An diesem Wochenende treffen sich Notenbanker aus aller Welt in Jackson Hole (USA).Zu China sagte Borio, das Land gehöre zu jenen Ländern, die von der Weltfinanzkrise nahezu verschont geblieben seien, in denen es aber nun Symptome gebe wie vor der Krise in den letztlich betroffenen Ländern. “Das muss man sehr genau im Blick behalten.” Er warnte davor, die finanziellen Beziehungen zwischen China und dem globalen Finanzsystem zu unterschätzen. Eine Zinswende in den USA kann laut Borio zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen. Zugleich sei aber klar: “Je länger die Zinswende hinausgeschoben wird, desto riskanter wird die Situation.”—– Interview Seite 7