Inflation

BIZ warnt vor gefährlicher Lohn-Preis-Spirale

Die Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale infolge der hartnäckig hohen Inflation wächst. Das ist vor allem in den USA, aber auch in Euroland ein Thema. Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ befeuert diese Debatte nun.

BIZ warnt vor gefährlicher Lohn-Preis-Spirale

ms Frankfurt

Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ warnt vor der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale in den Industrieländern, mit der sich die anhaltend sehr hohe Inflation verfestigen würde. Dieses Risiko dürfe nicht unterschätzt werden, mahnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. Aus der Niedriginflationsphase vergangener Jahre dürften nicht die falschen Schlüsse gezogen werden.

Die Inflation hat nahezu weltweit rasant und viel stärker als erwartet angezogen. In den USA liegt sie aktuell bei 8,5%, im Euroraum bei 7,5%. Die große Sorge ist nun, dass es in der Folge auch zu sehr hohen Lohnerhöhungen kommt, auf die Unternehmer mit weiteren Preissteigerungen reagieren könnten. Die US-Notenbank beschleunigt nicht zuletzt wegen der Gefahr eines solchen gegenseitigen Hochschaukelns von Preisen und Löhnen ihre geldpolitische Straffung. Die Europäische Zentralbank (EZB) agiert noch etwas vorsichtiger, beobachtet die Entwicklung aber sehr genau.

Die BIZ-Analyse argumentiert nun, dass es bislang unterschiedliche Anzeichen für eine breite Beschleunigung des Lohnwachstums gebe. In den Vereinigten Staaten habe sich das Lohnwachstum bereits „deutlich beschleunigt“; in den meisten anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften bleibe es jedoch moderat. Gleichwohl gebe es „erste Anzeichen dafür, dass die Löhne in einigen Segmenten des Arbeitsmarktes wieder auf die Inflation reagieren und die Inflationserwartungen steigen“, so die Autoren der Analyse.

Auch in Deutschland haben in den vergangenen Tagen die Debatte und der Streit über deutliche Lohnerhöhungen als Reaktion auf die hohe Inflation an Schärfe zugelegt. Dazu hatte vor allem die Empfehlung der Tarifkommission für Forderungen nach 8,2% mehr Lohn beigetragen. So hatte etwa der CDU-Wirtschaftsrat kritisiert, dass solche Forderungen absolut weltfremd und Gift für die Konjunktur seien.

Haushalte reagieren

Die BIZ-Autoren warnen nun in jedem Fall, aus den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit sehr niedriger Inflation die falschen Lehren zu ziehen. „Die Extrapolation des Verhaltens aus Zeiten niedriger Inflation ist problematisch“, heißt es in der Analyse. „Bleibt die Inflation hoch, könnten die Haushalte höhere Löhne verlangen, um den Kaufkraftverlust auszugleichen, und die Un­ternehmen könnten die Preise erhöhen, um ihre Gewinnspannen zu schützen.“ Zu­dem könne eine hartnäckig hohe Inflation zu institutionellen Änderungen wie automatischen Indexierungen und Lebenshaltungskostenausgleichsklauseln führen.

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel untermauerte am Mittwoch, dass die EZB die Lohnentwicklung und eine mögliche Lohn-Preis-Spirale genau im Blick habe. Derzeit sehe sie eine solche Spirale nicht, sagte sie dem „Handelsblatt“. Die Da­ten seien aber rückwärtsgewandt und die EZB dürfe nicht erst reagieren, wenn eine Lohn-Preis-Spirale be­reits in Gang gekommen sei. „Wir müssen verhindern, dass sich die ho­he Inflation in den Erwartungen festsetzt“, sagte sie und fügte hinzu: „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln.“ Eine erste Zinserhöhung bereits im Juli sei aus heutiger Sicht „möglich“. An den Märkten haben die Zinsspekulationen zugenommen. Teils werden 2022 drei bis vier Zinserhöhungen erwartet.