CHINA

Blick in die Glaskugel

Alle fünf Jahre wieder haben Chinas Wirtschaftsplaner richtig Stress und müssen besonders angestrengt in die Glaskugel schauen. Eine gute alte kommunistische Tradition mit planwirtschaftlicher Verwurzelung verlangt nämlich auch in modernen Zeiten,...

Blick in die Glaskugel

Alle fünf Jahre wieder haben Chinas Wirtschaftsplaner richtig Stress und müssen besonders angestrengt in die Glaskugel schauen. Eine gute alte kommunistische Tradition mit planwirtschaftlicher Verwurzelung verlangt nämlich auch in modernen Zeiten, dass ein Fünfjahresplan mit einer Wagenladung von Zielverpflichtungen auf den Tisch kommt.Es gilt, die Wirtschaftskräfte mit klaren Vorgaben zu versorgen und konkrete Visionen für Chinas weiteren globalen Vormarsch zu entwickeln. Das Ganze soll einen Begeisterungsfunken auf die Wirtschaftssubjekte überspringen lassen und gleichzeitig Parteikader und den Behördenapparat auf Trab halten. Keine einfache Aufgabe also, handelt es sich doch um eine feine Mischung von ideologischem Geschwafel und konkreten Entwicklungsszenarien für einzelne Sektoren.Diese Woche ist es mal wieder so weit. Chinas Parteiführung befindet sich gerade in einer viertägigen Klausursitzung, an deren Ende es zu einer feierlichen Ankündigung von ersten Leitlinien des neuen Fünfjahresplans für die Periode 2021 bis 2025 kommen wird. Wenn die Blaupause steht, bleiben dann noch einmal vier Monate, um aus dem von der Parteispitze entwickelten Gedankengut einen detaillierten und belastbaren Wirtschaftsplan aufzustellen, der dann Anfang März vom Nationalen Kongress feierlich – und selbstredend einstimmig – verabschiedet wird.Da der allmächtige Staatspräsident Xi Jinping in den letzten Monaten eine neue Strategie der sogenannten “Dualen Kreisläufe” ventiliert, muss man kein Prophet sein, um zu erahnen, dass sich im neuen Fünfjahresplan alles um dieses Motto drehen wird. Verkürzt gesagt geht es zum einen darum, dass China im Rahmen eines sogenannten internen Kreislaufes auf eine insgesamt autarke Binnenwirtschaft hinarbeitet. Zum anderen sollen unter dem Rubrum externer Kreislauf Reforminitiativen und Marktöffnungsschritte dazu beitragen, dass China am Globalisierungstrend weiterhin zu partizipieren vermag.Im Kern geht es natürlich um Wachstumssicherung vor dem Hintergrund des Risikofaktors Corona-Pandemie und dem epochalen Handelsstreit zwischen China und den USA. Natürlich würden China-Ökonomen brennend gerne wissen, welche künftigen Wachstumsziele China diesen Herausforderungen entgegenstellt. Peking wird sich dazu allerdings noch eine Weile bedeckt halten. Zunächst einmal wird es nur darum gehen, die Kreislauftheorie als neuen Deus ex Machina gebührend zu feiern.