Blitzstart schiebt BIP-Prognosen an

Überraschend gute deutsche Konjunktur im ersten Quartal erhöht Ausgangsbasis für Jahresvoraussage

Blitzstart schiebt BIP-Prognosen an

Im Gegensatz zu den meisten übrigen Ländern der Eurozone ist der Ausblick für Deutschland nach wie vor auf Wachstum ausgerichtet. Die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größten Volkswirtschaft im Euroraum wurden aufgrund des überraschend guten ersten Quartals sogar noch nach oben revidiert.ks Frankfurt – Im Median prognostizieren volkswirtschaftliche Analysten ein deutsches BIP-Wachstum von 1,0 % für 2012 sowie von 1,6 % für das nächste Jahr. Im Vergleich zur Prognoseübersicht vom Mai, die ebenfalls vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für die Börsen-Zeitung zusammengestellt worden ist, wurde der Median für das laufende Jahr sogar um 0,3 Prozentpunkte nach oben korrigiert.Diese Aufwärtsrevision ist nach Einschätzung von ZEW-Experte Marcus Kappler “trotz der aktuell trüben Lage der Stimmungsindikatoren nicht verwunderlich”, da sich hierin noch die unerwartet positiven Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für das erste Quartal niederschlagen, welche Ende Mai vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlich worden sind.Für das nächste Jahr halten sich die Prognoserevisionen dagegen in engen Grenzen. Die Medianvoraussage zur BIP-Veränderungsrate 2013 wurde um 0,1 Prozentpunkte gesenkt.Die Detailrevisionen, die das deutsche Konjunkturtableau seit Mai erfahren hat, spiegeln Kappler zufolge “ziemlich gut” den Überraschungseffekt der jüngsten Destatis-Veröffentlichung zum deutschen BIP wider. So erfuhr die Medianprognose zum privaten Konsum, der zum Jahresauftakt einen positiven Wachstumsimpuls geliefert hatte, inzwischen eine Aufwärtsrevision um 0,3 Prozentpunkten und steht nun bei 1,2 % Wachstum für 2012. Die Sicht auf die Anlageinvestitionen wurde hingegen nach unten korrigiert. Im Mai ging die Mehrheit der Prognostiker noch von einem Wachstum um 2,0 % für 2012 aus. Jetzt wurde die Medianprognose auf ein mageres Plus von 1 % halbiert.Positive Wachstumsbeiträge im ersten Quartal kamen insbesondere vom Außenhandel, da die deutschen Exporte überraschend im Gegensatz zu den Importen gestiegen waren. Für das Gesamtjahr 2012 haben die Prognostiker nun auch ihre Erwartungen zum Außenhandel geändert. Die Ausfuhren dürften entsprechend der aktuellen Medianprognose um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zur Mai-Voraussage zulegen. Die Importprognosen gingen hingegen zurück. Im Median für 2012 beläuft sich die Revision auf minus 0,6 Prozentpunkte.Dass die Höherstufung des für das Gesamtjahr 2012 zu erwartenden Wirtschaftswachstums in Deutschland aus dem statistischen Effekt des höheren Ausgangsniveaus im ersten Quartal herrührt, wird verdeutlicht durch die aktuell immer flauere Aktivität im deutschen Industriesektor. Diese zeigte sich zuletzt in den sehr schwachen Stimmungsindikatoren etwa des ZEW, des Ifo-Instituts und der EU-Kommission (siehe Grafiken). Aber auch der Einkaufsmanagerindex sendet Flaute- bzw. sogar Rezessionssignale. So steht dieser Indikator für das deutsche verarbeitende Gewerbe im Juni bei saisonbereinigt 45,0 Punkten, wie das Forschungsunternehmen Markit in endgültiger Berechnung mitteilte. Das ist zwar 0,3 Punkte besser als vorläufig errechnet, bedeutet aber trotzdem gegenüber Mai einen Rückgang um 0,2 Punkte. Werte unter 50 markieren ein Schrumpfen des entsprechenden Wirtschaftsbereichs.