Börsianer zuversichtlicher für Euro-Wirtschaft
Börsianer zuversichtlicher für Euro-Wirtschaft
Hoffnungen für Deutschland ruhen auf neuer Regierung − International bessere Aussichten
ba Frankfurt
Börsianer zeigen sich trotz der sich konkretisierenden Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump derzeit so optimistisch für die Euro-Wirtschaft wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Etwas Glanz fällt auch für die deutsche Wirtschaft ab. Zudem ergibt die monatliche Sentix-Umfrage unter 1.111 Investoren und institutionellen Anlagern auch international günstigere Aussichten. „Mit den verbesserten Konjunktur-Aussichten schwinden aber auch gleichzeitig die Hoffnungen auf deutlichere Unterstützungsmaßnahmen seitens der EZB“, kommentiert Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Deren Spielraum drohe sich einzuengen, denn die Inflationsentwicklung bleibe ein Belastungsfaktor. Der Themenindex „Inflation“ zeigt Hussy zufolge mit −11 Punkten zwar immer noch Inflationsdruck an, aber „positiv ist, dass sich der jüngste Aufwärtstrend in diesem Barometer nicht weiter verstärkt“.
Im Februar kletterte der Sentix-Konjunkturindex für die Eurozone um 5,0 auf −11,7 Punkte. Dies ist der höchste Wert seit Juli 2024. Ökonomen hatten den Anstieg nach zwei Rückgängen in Folge zwar erwartet, allerdings lediglich mit einem neuen Zählerstand von −16,3 gerechnet. Das Plus war dabei breit basiert: Die Lagekomponente legte zwar um 4,0 auf −25,5 Punkte zu, bleibt damit aber weiter im tiefroten Bereich. Die Konjunkturerwartungen auf Sicht von sechs Monaten stiegen um 6,0 auf +1,0 Punkte und überschreiten erstmals seit Juli 2024 wieder „die magische Nulllinie“. Dies mache „Mut, dass etwas mehr Zuversicht angebracht ist“, erklärte Hussy.
Österreich einen Schritt voraus
Bislang habe die Schwäche der wichtigsten Volkswirtschaft der Eurozone, Deutschland, jegliche Aufwärtsdynamik zunichtegemacht. „Genau von hier kommt nun Hoffnung auf Besserung.“ Diese gründe vor allem auf der Fantasie, dass mit einer neu gewählten Bundesregierung eine wirtschaftsfreundlichere Politik beginne. „Diese Zuversicht lässt sich auch in Österreich beobachten, die in der Regierungsbildung bereits einen Schritt weiter sind“, vergleicht Hussy. Während sich der Gesamtindex für die Alpenrepublik um 14,0 auf −17,4 Punkte erholte, legte der Gesamtindex für die deutsche Wirtschaft um 3,6 auf −29,7 Zähler zu. Beides sind jeweils Höchststände seit Juli vergangenen Jahres.
Die österreichische Wirtschaft wird sich wohl auch im Gesamtjahr 2024 etwas besser geschlagen haben als das deutsche Pendant. Die Erstschätzung wird erst am 3. März vorgelegt, aber zum Jahresende hat die österreichische Wirtschaft im Quartalsvergleich noch stagniert, während die deutsche um 0,2% geschrumpft ist. Im Gesamtjahr 2024 meldete Destatis für das hiesige BIP einen Rückgang um 0,2% nach −0,3% im Vorjahr. Zwei Minusjahre in Folge gab es zuletzt 2002/2003, und manche Experten halten für möglich, dass auch dieses Jahr mit einer roten Zahl endet.
Hoffnung auf Frieden
Mut machten den Anlegern zudem die Friedensbemühungen in der Ukraine: So legte die Erwartungskomponente für Osteuropa bereits das sechste Mal in Folge zu „und dringt mit einem Monatsplus von 5,6 Punkten in die positive Werteskala vor“, betonte Hussy. Die 3,3 Punkte sind zudem der höchste Stand seit Februar 2022, dem Monat vor Kriegsbeginn. Der Gesamtindex stieg um 3,2 auf −8,5 Zähler.
Trump noch unsichtbar
Aber auch vom Rest Welt kommen laut Hussy positive Impulse. Die US-Wirtschaft zeige sich weiter robust. „Der neue US-Präsident erzeugt zwar keine zusätzliche Dynamik, jedoch werden bislang aus der Vielzahl an neuen Maßnahmen seitens der Trump-Administration keine negativen Einflüsse sichtbar“, so die Einschätzung. Auch in Japan sowie in den Regionen Asien ex Japan und Lateinamerika geht es weiter aufwärts. „Das konstruktivere Umfeld beginnt nun auf Euroland auszustrahlen“, resümiert der Sentix-Chef.