Boris Johnson führt die Kandidatenliste an

Brexit-Gegner unterliegen im Unterhaus

Boris Johnson führt die Kandidatenliste an

hip London – Boris Johnson hat in der ersten Runde des Rennens um die Führung der konservativen Partei das beste Ergebnis erzielt. Für den ehemaligen Außenminister stimmten 114 Unterhausabgeordnete – mehr als ein Drittel der Fraktion. Damit setzte er sich weit von den anderen Kandidaten ab. Gleichwohl zeigte er sich bescheiden. Er freue sich, dass er die erste Abstimmung gewonnen habe, sagte Johnson, “aber wir haben einen weiten Weg vor uns”. Platz 2 ging an seinen Amtsnachfolger Jeremy Hunt (43 Stimmen), der damit Umweltminister Michael Gove (37) überrundete. Wer erwartet hatte, dass es am Ende zum Duell zwischen Johnson und seinem ehemaligen “Vote Leave”-Weggefährten Gove kommen würde, dürfte also enttäuscht werden.Weit abgeschlagen folgten der ehemalige Brexit-Staatssekretär Dominic Raab (27), Innenminister Sajid Javid (23), Gesundheitsminister Matt Hancock (20) und Entwicklungshilfeminister Rory Stewart (19). Mark Harper, Andrea Leadsom und Esther McVey schieden wegen zu geringer Stimmenzahl aus dem Rennen aus. Ein Großteil der Unterstützer von Leadsom und McVey dürfte sich nun Johnson zuwenden. Wie eine Umfrage der Website Conservative Home zeigt, liegt der ehemalige Londoner Bürgermeister bei den Parteimitgliedern mit 54 % vorn. Bei der Basis kommt Rory Stewart mit 14 % auf den zweiten Platz. Unterdessen scheiterte ein Versuch von Brexit-Gegnern jeglicher Couleur, mittels eines von Labour eingebrachten Antrags die Kontrolle über die Tagesordnung des Unterhauses an sich zu reißen. Ziel des Vorstoßes war, einen EU-Austritt ohne vorherige Übereinkunft mit Brüssel auf gesetzlichem Wege zu verhindern. Der Tory-Abgeordnete Oliver Letwin, ein Gewährsmann David Camerons, hält damit die Möglichkeiten des Parlaments, einen “No Deal”-Brexit abzuwenden, für erschöpft. Acht Labour-Abgeordnete hatten gegen den Antrag der eigenen Partei gestimmt, 13 hatten sich enthalten. Das reichte, um die Stimmen der 10 konservativen Brexit-Gegner, die mit der Opposition votierten, aufzuwiegen. Am Ende fehlten den Brexit-Gegnern 11 Stimmen. Sorge vor “No Deal”Der ehemalige Generalstaatsanwalt Dominic Grieve sagte, er wäre bereit, die konservative Partei zu verlassen, um einen harten Brexit zu verhindern. Damit meinte er wohl, dass er bei einem Misstrauensvotum der Opposition gegen einen Premierminister, der einen solchen Kurs verfolgt, mit Labour stimmen würde. Grieves Nachfolger Goeffrey Cox outete sich unterdessen als Unterstützer von Johnson, indem er ihn bei der Auftaktveranstaltung seiner Kampagne für den Parteivorsitz ankündigte.Wie aus einem Bericht des nordirischen Wirtschaftsministeriums hervorgeht, wäre Irland im Falle eines “No Deal”-Brexit gezwungen, Grenzposten zu errichten. Man sorge sich vor allem wegen möglicher Zölle auf Exporte in die Republik im Süden. Schließlich gingen vier Fünftel der Ausfuhren kleiner nordirischer Exporteure dorthin. Kleine und kleinste Firmen hätten zudem keine Erfahrung damit, ihre Waren durch den Zoll zu bringen.