Boris Johnson tritt gegen Jeremy Hunt an

Nur Mitglieder der Konservativen Partei entscheiden über den nächsten britischen Premierminister

Boris Johnson tritt gegen Jeremy Hunt an

hip London – Die Mitglieder der britischen Konservativen werden sich entweder für Boris Johnson oder für Jeremy Hunt als neuen Parteichef entscheiden müssen. Umweltminister Michael Gove und Innenminister Sajid Javid, die bislang noch im Rennen waren, fanden bei den beiden letzten Abstimmungen im langwierigen parteiinternen Auswahlprozess nicht genügend Unterstützer. Mit einem Ergebnis des Mitgliedervotums ist vor dem 22. Juli nicht zu rechnen.Die Chefin der schottischen Tories, Ruth Davidson, die Johnson in einer Fernsehdebatte vor dem EU-Referendum 2016 schwer zugesetzt hatte, sagte, dass sie für ihn in den Wahlkampf gegen Jeremy Corbyn ziehen werde. Ian Blackford, der Fraktionsführer der SNP (Scottish Nationalist Party), warf Johnson derweil im Unterhaus Rassismus vor. “Ich glaube, dass jeder künftige Premierminister der Konservativen besser für Schottland sein wird als die SNP”, sagte Davidson. Während das schottische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 1,4 % höher lag als im Vorjahreszeitraum, verbesserte sich das BIP von Großbritannien insgesamt um 1,8 %. “Eton gegen Eton”Entwicklungshilfeminister Rory Stewart, der Lieblingskandidat von Labour, Liberaldemokraten und proeuropäischen Tories wie dem ehemaligen Schatzkanzler Kenneth Clarke, schied schon am Mittwoch aus dem Rennen um die May-Nachfolge aus. Die von Brexit-Gegnern erhoffte “Roryfizierung” der britischen Politik blieb damit ebenso aus wie das Duell “Eton gegen Eton”, vor dem Johnsons Vater mit Blick auf den Werdegang Stewarts und seines Sohnes gewarnt hatte. Bei der BBC-Fernsehdebatte, an der alle verbliebenen Bewerber teilnahmen, hatte Stewart keine gute Figur gemacht. Allerdings vermochte auch keiner der anderen Teilnehmer der zuweilen chaotischen Diskussion zu brillieren. “Worte haben Konsequenzen”, hielt ein zugeschalteter Imam Johnson entgegen, der vollverschleierte Frauen mit Briefkästen verglichen hatte. Er bekam es gleich am nächsten Tag zu spüren: Sowohl die von der Schulaufsicht mit “mangelhaft” bewertete Al-Ashraf-Grundschule, als deren stellvertretender Rektor er fungierte, als auch seine Moschee suspendierten ihn, nachdem bekannt wurde, was er zu Angriffen auf Frauen und Israel getwittert hatte. Ein weiterer zugeschalteter Fragesteller wurde wegen seiner Twitter-Vergangenheit von seinem derzeitigen Arbeitgeber, der Kanzlei Leigh Day, suspendiert. Bei seiner Kurznachricht, der zufolge das schlimmste Erbe Hitlers sein Missbrauch des Begriffs Nationalismus gewesen sei, habe es sich um eine Parodie gehandelt, beteuerte der Anwalt, der für Labour Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Partei untersuchte.