Boris Johnson weitet Vorsprung aus

Favorit auf May-Nachfolge schwänzt TV-Debatte

Boris Johnson weitet Vorsprung aus

hip London – Boris Johnson hat seine Führungsposition im Rennen um die Nachfolge von Theresa May an der Spitze der konservativen Partei ausgebaut. Allerdings schlug sich Entwicklungshilfeminister Rory Stewart in einer Fernsehdebatte des Senders Channel 4, an der Johnson nicht teilnehmen wollte, so gut, dass ihn Kommentatoren mittlerweile für den gefährlichsten Rivalen des ehemaligen Außenministers halten.Johnson profitierte davon, dass Gesundheitsminister Matt Hancock aus dem Rennen ausstieg und ihm seine Unterstützung aussprach. Er sei “der beste Kandidat, um die Konservative Partei zusammenzuführen, damit wir den Brexit vollziehen und das Land unter einer offenen, ehrgeizigen und zukunftsorientierten Agenda einigen können”, schrieb er in einem Gastbeitrag für die “Times”. Stewart gelang es derweil, sich als gemäßigter Kandidat der Vernunft zu profilieren. Er kritisierte die Ankündigung des ehemaligen Brexit-Staatssekretärs Dominic Raab, der als einziger Fürsprecher eines harten Brexits an der Fernsehdebatte teilnahm, das widerspenstige Parlament notfalls in eine verlängerte Sommerpause zu schicken, als “verstörend”. Raab wisse, dass es keinen anderen Weg gebe, das durchzusetzen, was er wolle. “Es gibt einen Wettbewerb des Machismo”, sagte Stewart in der Fernsehdebatte. “Jeder sagt: ,Ich bin härter’.” Brexit Party liegt vornEine von der “Sunday Times” beauftragte Meinungsumfrage zeigte unterdessen, dass die Brexit Party in der Wählergunst ganz vorne liegt. Das neue Vehikel des ehemaligen Chefs der UK Independence Party, Nigel Farage, käme auf 24 % der Stimmen, Tories und Labour auf jeweils 21 %. Die bei der Wahl zum EU-Parlament zu beobachtende Begeisterung für die Liberaldemokraten scheint sich etwas gelegt zu haben. Die erklärte Anti-Brexit-Partei erreichte lediglich 19 %. Immerhin 47 % der Wahlberechtigten waren der Ansicht, dass Johnson die nächste Wahl für sich entscheiden könnte. Lediglich 22 % trauten ihm das nicht zu. Mehr als ein Fünftel sagten, sie würden eher für die Tories stimmen, wenn sie von Johnson geführt würden. Weniger InvestitionenDer Dachverband der britischen Handelskammern (British Chambers of Commerce, BCC) geht davon aus, dass die Unternehmensinvestitionen im laufenden Jahr deutlicher zurückgehen werden als bislang erwartet. Nach Schätzung des Verbands könnten sie statt um 1,0 % um 1,3 % sinken. Für 2020 hatte BCC bislang ein Wachstum der Investitionen von 0,6 % angesetzt. Nun haben die Volkswirte der Organisation nur noch 0,4 % auf der Rechnung. “Während die Politiker abgelenkt sind, haben die Unternehmen keine andere Wahl, als sich auf die ungewollte Möglichkeit eines EU-Austritts zum 31. Oktober ohne Deal und Übergangsfrist vorzubereiten”, sagte BCC-Chef Adam Marshall. Also steckten sie ihre Ressourcen in Notfallpläne wie den Lageraufbau, statt in Initiativen zu investieren, die einen positiven Beitrag zum langfristigen Wirtschaftswachstum leisten. “Wir können es uns nicht leisten, dass Westminster die heimische Agenda weiter ignoriert”, sagte Marshall. Der Verband senkte seine Schätzung für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr von 1,3 % auf 1,0 % und für 2021 von 1,4 % auf 1,2 %.