Brainard mahnt zur Zurückhaltung

Auftragseingänge in der US-Industrie gehen im Juli zurück

Brainard mahnt zur Zurückhaltung

det Washington – US-Notenbankerin Lael Brainard hat angesichts des geringen Inflationsdrucks zu Zurückhaltung bei weiteren Zinserhöhungen geraten. In einer Rede vor dem Economic Club of New York sagte Brainard, die stimmberechtigtes Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC) ist, dass die Teuerungsrate noch “deutlich” unter dem Inflationsziel von 2 % liegt.Die US-Wirtschaft bewege sich zwar “auf solidem Boden” und habe insbesondere von der “willkommenen konjunkturellen Erholung” in anderen Ländern profitiert. Dennoch habe sie ihre Schätzung fürs dritte Quartal mittlerweile nach unten revidiert. Zum einen sei damit zu rechnen, dass Tropensturm Harvey die Wachstumsrate drücken wird. Negativ fällt nach Darstellung der Zentralbankerin auch die Tatsache ins Gewicht, dass die von US-Präsident Donald Trump versprochenen Ausgabenprogramme voraussichtlich hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleiben werden.Brainard verwies auf die Kernrate der Inflation, die am PCE Index gemessen im Juli von 1,5 % auf 1,4 % gefallen war. Die Fed solle daher “mit weiteren Straffungen vorsichtig sein, ehe wir sicher sind, dass Inflation auf Kurs ist, unsere Zielgröße zu erreichen”. Im Gegensatz zu vergangenen Konjunkturzyklen sei kein Verlass mehr darauf, dass die Erholung am Arbeitsmarkt zu höherer Inflation führen wird, sagte Brainard. Es könne sogar notwendig sein, dass “die gleichgewichtige Arbeitslosenquote deutlich unterschritten werden muss”, ehe die Teuerungsrate wieder kräftiger anzieht. Ungeachtet ihrer Zurückhaltung gegenüber weiteren Zinserhöhungen betonte Brainard, dass sie die Reduktion der Bilanzsumme der Fed unterstützen wird. Notenbankchefin Janet Yellen hat signalisiert, dass der Bilanzabbau nach der übernächste Woche stattfindenden Sitzung des FOMC beginnen wird.Fed-Mitglied Neel Kashkari, der im März und im Juni im geldpolitischen Ausschuss der Fed gegen die Leitzinsanhebungen gestimmt hatte, warnte gestern in einer Rede, dass Leitzinsanhebungen der US-Wirtschaft schaden könnten. Es gebe immer noch eine Unterauslastung am Arbeitsmarkt und das Lohnwachstum sei nicht hoch, zitiert dpa-afx den Chef der regionalen Notenbank von Minneapolis. “Warum erhöhen wir also die Zinsen”, fragt er. “Vielleicht fügen wir der Wirtschaft wirklich Schaden zu.” Eine Erklärung für die niedrige Inflation könne auch sein, dass die Fed die Inflationserwartungen habe sinken lassen. Die verfrühten Leitzinsanhebungen verursachten Kosten.Auf eine gedämpfte Erholung in der US-Industrie deutet indes der Rückgang der Auftragseingänge hin, die laut zweiter Schätzung des Handelsministeriums im Juli um 3,3 % sanken, wie Bankvolkswirte prognostiziert hatten. Im Juni war ein nach oben revidiertes Plus von 3,2 (zuvor: 3,0) % gemessen worden. Entscheidend war der Einbruch bei Transportgütern. Dort gaben die Bestellungen um 19,2 % nach, dies war der stärkste Rückgang seit August 2014. Die Order für Zivilflugzeuge lagen 70,8 % unter dem Niveau des Vormonats und auch die bestellungen für Autos, die im Juni unverändert geblieben waren, gingen zurück.