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Brasilien tauscht Gesundheitsminister aus

af - Nun ist er doch dort angekommen, wo er schon vor anderthalb Jahren hinwollte. Seit Donnerstag ist Nelson Teich Brasiliens Minister für Gesundheit. Ein Wechsel, der sich seit längerem angekündigt hatte, obwohl der bisherige Amtsinhaber Luiz...

Brasilien tauscht Gesundheitsminister aus

af – Nun ist er doch dort angekommen, wo er schon vor anderthalb Jahren hinwollte. Seit Donnerstag ist Nelson Teich Brasiliens Minister für Gesundheit. Ein Wechsel, der sich seit längerem angekündigt hatte, obwohl der bisherige Amtsinhaber Luiz Henrique Mandetta in den vergangenen Wochen zum populärsten Politiker des Landes aufgestiegen war – trotz ständigen Widerstands gegen die Politik des Staatschefs. Während Jair Bolsonaro predigt, die Wirtschaft des 205-Millionen-Landes könne keinen monatelangen Lockdown verkraften, bestärkte Mandetta die Provinzgouverneure, die strikten Maßnahmen durchsetzen zu lassen. Die mächtigen Militärs in der Regierung versuchten, den Zwist zu schlichten, gaben aber nun mit 72 % Zustimmung doch ihren Segen für die Entlassung des Ministers.Teich gehörte zu dem Team, das Ende 2018 den Übergang von der Regierung Temer zu Bolsonaro managte. Dass er letzten Endes doch nicht ins Kabinett kam, lag am Polit-Kalkül. Bolsonaro gab den Job Mandetta, um sich die Unterstützung von dessen Partei (Democráticos) im Parlament zu sichern. Der heute 62-jährige Mediziner und Unternehmer studierte an der Staatlichen Universität Rio de Janeiro und spezialisierte sich auf Onkologie am Nationalen Krebsinstitut. Danach erlangte er einen Doktortitel in Gesundheitsökonomie an der Universität York in Großbritannien und absolvierte einen Kurs in Unternehmensführung an der Business School in Harvard. Teich war zuletzt Partner des Beratungsunternehmens für medizinische Dienstleistungen Teich Health Care. Er gehörte 1990 zu den Gründern der Clínicas Oncológicas Integradas (COI), deren CEO er bis Mai 2018 war. Die Gruppe privater Krebskliniken gehört heute der US-amerikanischen United Health Group. 2006 gründete Teich ein auf Gesundheitsökonomie spezialisiertes Umfrage- und Beratungsunternehmen. 2009 eröffnete er ein gemeinnütziges Krebsforschungsinstitut, dessen Honorarpräsident er bis heute ist.In einem Video, das nach seiner Berufung durch die sozialen Netze ging, demonstrierte Teich seinen pragmatischen Zugang zu seinem Fachgebiet in einem Land mit begrenzten Ressourcen: “Zwei sehr wichtige Aspekte für die Gesundheit sind heute: Das Geld ist begrenzt. Und Entscheidungen sind unvermeidlich.” Sein Pragmatismus ging freilich nicht so weit, ein Ende des Lockdowns zu verlangen. Brasilien verzeichnet vor allem in den wirtschaftlich starken Staaten im Süden bereits mehr als 2 000 Tote. Dort werden in den nächsten Monaten die Temperaturen fallen, was zusätzlich die Ausbreitung von Grippeviren begünstigen dürfte. Teich erklärte, dass Brasilien die bislang nur an symptomatischen Patienten ausgeführten Virentests massiv ausweiten müsse, um die Quarantäne lockern zu können. Die Regierung hat nun 40 Jets nach China geschickt, um mehr als eine Million Tests sowie Schutzkleidung, Masken und Atemgeräte zu organisieren.