Brexit lässt Eurokonjunktur kalt

Wirtschaftsstimmung hellt sich im Juli sogar auf - Wert für Großbritannien allerdings abgestürzt

Brexit lässt Eurokonjunktur kalt

Der Aufschwung im Währungsgebiet ist robuster, als Ökonomen das erwartet hatten. Nach kurzzeitigen Irritationen durch das Brexit-Votum der Briten scheint sich die Eurowirtschaft wieder gefangen zu haben und weiter zu wachsen.lz Frankfurt – Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im Juli trotz Brexit-Votum überraschenderweise aufgehellt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg um 0,2 Punkte auf 104,6 Zähler, berichtet die EU-Kommission. Bankvolkswirte hatten dagegen im Mittel einen Rückgang auf 103,5 Punkten erwartet.Greg Fuzesi, Experte bei J.P. Morgan findet es dabei besonders bemerkenswert, dass auch der Blick auf die detaillierten Zahlenreihen keinerlei Hinweise auf gestiegene Zukunftssorgen geben. Die Umfrage lege nahe, dass die Unternehmen und Verbraucher im Euroraum die wirtschaftlichen Folgen des Brexit-Votums gelassen hinnehmen, wundert sich auch Stephen Brown von Capital Economics. In der Industrie und bei den Dienstleistern zeigten sich überall Verbesserungen. Außerdem legten die Unterindikatoren für den Bausektor und den Einzelhandel zu. Allenfalls beim Verbrauchervertrauen gab es einen leichten Rücksetzer.Der enger gefasste Geschäftsklimaindikator für die Industrie, gemessen am Business Climate Indicator (BCI), hellte sich im Juli ebenfalls auf zum Erstaunen der Konjunkturbeobachter. Der Indikator stieg von 0,22 Punkten im Vormonat auf ein Jahreshoch bei 0,39 Punkten. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 0,17 Punkte gerechnet. Der BCI gibt Auskunft über die Produktions- und Investitionstätigkeit.Bereits die im Laufe der Woche veröffentlichten Konjunkturindikatoren aus dem Euroraum signalisierten, dass die zuvor von einigen Ökonomen verbreiteten Horrorszenarien nicht eintreten. Danach würde sich eine Konjunkturabkühlung ausgehend von Großbritannien zunächst auf den europäischen Kontinent ausbreiten und dann auf die Weltwirtschaft übergreifen. Die Einkaufsmanagerbefragung zu Wochenanfang hatte dann aber gezeigt, dass die Zuversicht der Unternehmen unter der Abstimmung keineswegs gelitten hat. “Die Eurozone hat eine erstaunliche Widerstandskraft bewiesen”, sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt beim Forschungsinstitut Markit, das diese Umfragen durchführt. Vor allem die deutsche Wirtschaft scheint in sich gefestigt: Das GfK-Konsumklima sowie das Ifo-Geschäftsklima bestätigen die gute Stimmung hierzulande. Deutschland bleibt auf KursSchwieriger ist die Lage indes in Großbritannien selbst. Williamson spricht von einer “dramatischen Verschlechterung” des Wirtschaftsklimas. Auch bei der Umfrage der EU-Kommission sind alle Indikatoren für das Land in den negativen Bereich gerutscht: Industrie, Dienstleistungen, Verbraucher, Einzelhandel und Bau. Der Index ist von 107 auf 102,6 Zähler zurückgegangen. Zum Vergleich: Deutschland konnte sich mit 106,6 Zählern sogar noch um 0,2 Punkte verbessern.