Briten importieren mehr Inflation

Teuerungsrate zieht unerwartet stark an - Labour-Abgeordnete stimmen mit Tories für Brexit-Gesetz

Briten importieren mehr Inflation

Der Preisauftrieb hat in Großbritannien im August erneut Fahrt aufgenommen. Die Teuerungsrate befindet sich nun wieder auf dem bereits im Mai erreichten Vierjahreshoch von 2,9 %. Ein Gutteil des Anstiegs lässt sich auf die Schwäche des Pfund zurückführen.hip London – In Großbritannien hat der Preisauftrieb im August deutlich zugenommen, nachdem er im Vormonat stagniert hatte. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, zog die Teuerungsrate von 2,6 % auf 2,9 % an und befindet sich damit wieder auf dem im Mai erreichten Vierjahreshoch. Preistreiber waren Kleidung und Treibstoffe wie Diesel. Die Volkswirte der Bank of England hatten im Inflationsbericht vom August lediglich einen Anstieg auf 2,7 % angesetzt. Auch die Kernrate, in die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht mit eingehen, stieg um 0,3 Punkte und erreichte mit 2,7 % den höchsten Wert seit 2011.”Es gibt Hinweise darauf, dass ein Gutteil der Inflation auf die eine oder andere Weise auf die vorangegangene Abwertung der Währung zurückgeht”, schrieb Sam Hill, Senior UK Economist bei der Royal Bank of Canada, in einer ersten Einschätzung. Von dem Anstieg der Verbraucherpreise (CPI) um 0,3 Prozentpunkte sei gut die Hälfte auf die “importintensiven” Komponenten des Index zurückzuführen. Der CPIH, in dem die Wohnkosten von Eigenheimbesitzern berücksichtigt werden und Wechselkursschwankungen eine geringere Rolle spielen, sei lediglich um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Ben Brettell, Senior Economist beim Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown, hält es für wahrscheinlich, dass die Teuerungsrate in den kommenden Monaten sinken wird. Die Schwäche des Pfund nach dem EU-Referendum sei dann bereits in den Vorjahreswerten enthalten.”Die Zahlen wiesen auf den Druck hin, unter dem die Verbraucher angesichts steigender Preise vor dem Hintergrund des schleppenden Lohnwachstums stehen”, sagte Anna Leach, Head of Economic Intelligence beim Unternehmensverband CBI. Heute werden Arbeitsmarktdaten vorgelegt. Volkswirte erwarten, dass die Löhne in den drei Monaten per Ende Juli im Schnitt um 2,2 % gestiegen sind.Am frühen Dienstagmorgen hatten mehr Unterhausabgeordnete ein für den Brexit entscheidendes Gesetz in zweiter Lesung abgenickt, als die knappe Mehrheit von 13 Stimmen erwarten ließe, auf die Konservative und nordirische Unionisten zusammen kommen. Durch das Gesetz werden Abertausende EU-Vorschriften in britisches Recht übertragen, um sie anschließend nach Bedarf ändern oder abschaffen zu können. Sieben Labour-Abgeordnete, darunter bekannte Gesichter wie Kate Hoey, John Mann und Dennis Skinner, verweigerten der Parteiführung die Gefolgschaft und stimmten mit der Regierung, 14 weitere enthielten sich. In Skinners Wahlkreis Bolsover in Derbyshire hatten 71 % für den Brexit gestimmt.Premierministerin Theresa May sprach nach der Abstimmung, in der es am Ende 326 zu 290 stand, von einer “historischen Entscheidung”, die vor dem Austritt aus der EU “Gewissheit und Klarheit” schaffe. Man habe damit eine solide Grundlage für die Fortsetzung der Verhandlungen mit Brüssel. Alle anwesenden Tories stimmten mit der Regierung. Konservative Proeuropäer wie Ken Clarke, Nicky Morgan und Anna Soubry dürften sich ihr Pulver für die nun folgenden Diskussionen in den Ausschüssen aufgespart haben. Dort können sie versuchen, Änderungen durchzusetzen, ohne dass gleich der Vorwurf laut wird, sie wollten damit nur den Brexit in die Länge ziehen. May-Rede bremst GesprächeWie Reuters unter Berufung auf Brüsseler Diplomatenkreise berichtet, haben sich Großbritannien und die EU auf eine Verschiebung der nächsten Runde der Brexit-Gespräche um eine Woche verständigt. Hintergrund sei eine wichtige Rede zum EU-Austritt, die Premierministerin Theresa May am 21. September halten wolle.