Britische Häfen vom Handelsvolumen überfordert
hip London – Die Coronavirus-Pandemie, die erhöhte Nachfrage vor Weihnachten und der Aufbau von Lagerbeständen vor dem Ende der Brexit-Übergangsphase haben in den britischen Häfen und am Ärmelkanaltunnel für zum Teil erhebliche Verzögerungen bei der Güterabfertigung gesorgt. Am Dienstag musste der japanischen Autohersteller Honda sein Werk in Swindon deshalb vorübergehend schließen. Es handele sich um ein weltweites Phänomen, sagte Tim Morris, der Chef der Major Ports Group. Weil sich Ungleichgewichte über einige Zeit aufgebaut hätten, gebe es nun Störungen in vielen globalen Beschaffungsketten. Der BBC zufolge passieren derzeit 2 000 Lastwagen mehr den Ärmelkanaltunnel als an normalen Tagen. Es kommt zu langen Staus.Der Branchenprimus des britischen Lebensmitteleinzelhandels hat bereits damit begonnen, Lagerbestände von langlebigen Produkten aufzubauen. Er könne nicht ausschließen, dass nach dem 1. Januar bestimmte frische Produkte knapp werden könnten, sagte Tesco-Chairman John Allan. Allerdings dürften solche Lieferschwierigkeiten nur begrenzte Zeit anhalten. Sollte bei den Verhandlungen mit der EU kein Deal zustandekommen, müssten britische Haushalte vermutlich 5 % mehr für Lebensmittel ausgeben, für bestimmte Dinge allerdings deutlich mehr. Französischer Brie könne sich durch Importzölle um 40 % verteuern, sagte er der BBC.Wie das Statistikamt ONS mitteilte, hat sich das britische Wirtschaftswachstum von 1,1 % im September auf 0,4 % im Oktober verlangsamt. “Die heutigen Daten zeugen von dem extrem harten Umfeld für viele britische Mittelständler, die sich vor dem Jahresende verzweifelt bemühen, den Kopf über Wasser zu halten”, sagte Douglas Grant, Direktor von Conister Finance & Leasing. “Leider wird sich dieser Trend fortsetzen, und die Firmen, die es durch eines der schwersten Jahre der jüngeren Geschichte geschafft haben, müssen sich nun auf das Ergebnis der Brexit-Verhandlungen vorbereiten.” Die Volkswirte von Barclays führten die schwache Entwicklung darauf zurück, dass das Gastgewerbe in weiten Teilen Großbritanniens erneut Beschränkungen unterworfen wurde. Für November wird wegen des zweiten landesweiten Lockdown eine Schrumpfung der Wirtschaft erwartet.