Britische Neuverschuldung auf Rekordniveau

Börsen-Zeitung, 23.5.2020 hip London - Die Neuverschuldung der öffentlichen Hand ist in Großbritannien im April auf den höchsten Stand gestiegen, der seit Beginn der Erhebungen in einem Monat erreicht wurde. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, hat...

Britische Neuverschuldung auf Rekordniveau

hip London – Die Neuverschuldung der öffentlichen Hand ist in Großbritannien im April auf den höchsten Stand gestiegen, der seit Beginn der Erhebungen in einem Monat erreicht wurde. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, hat sie sich im Vorjahresvergleich auf 62,1 (i.V. 10,9) Mrd. Pfund annähernd versechsfacht. Das ist mehr als das vor dem Lockdown für das Gesamtjahr erwartete Haushaltsdefizit. Allein die Kosten der Lohnsubventionierungsmaßnahmen zum Erhalt von Arbeitsplätzen während der Coronavirus-Pandemie beliefen sich auf 14 Mrd. Pfund. Die Einnahmen gingen um 27 % zurück. Zum Vergleich: In den Monaten der Finanzkrise waren sie um rund ein Zehntel gesunken.Die unabhängigen Haushaltshüter vom Office for Budget Responsibility gehen davon aus, dass das Defizit im laufenden Jahr bei 298 Mrd. Pfund liegen wird. Das wäre mehr als das Fünffache des vor der Coronavirus-Pandemie angesetzten Betrags. Der Schuldenberg stieg auf zuletzt 97,7 % des Bruttoinlandsprodukts, 17,4 Prozentpunkte mehr als im April 2019. Das sind 1,9 Bill. Pfund, rund 28 000 Pfund pro Kopf der Bevölkerung. Aus Sicht vieler Volkswirte sind ein Anstieg auf mehr als 100 % des BIP und ein langfristig höheres Niveau der Staatsverschuldung so gut wie sicher.Unterdessen ging der Einzelhandelsumsatz dem ONS zufolge im April um 18 % zurück. Kraftstoffe herausgerechnet belief sich der Rückgang auf 15 %. Die Zahlen entsprachen in etwa den Markterwartungen, schließlich werden weite Teile der Branche durch Ausgangsbeschränkungen lahmgelegt. Das von der GfK erhobene Verbrauchervertrauen rutschte im Mai auf einen Zählerstand von -34 ab, das tiefste Niveau seit 2009.