Bundesbank: Aufschwung hält an

Überschuss bei Staatsfinanzen erwartet - Warnung vor Fachkräftemangel

Bundesbank: Aufschwung hält an

Trotz gestiegener politischer Risiken geht die Bundesbank davon aus, dass sich der kräftige Aufschwung der deutschen Wirtschaft auch im nächsten Jahr fortsetzen wird. Vor allem die Industrie entpuppe sich als Wachstumsmotor. Allerdings befürchtet die Notenbank einen zunehmenden Mangel an Fachkräften in der Bundesrepublik.jw Frankfurt – Die Bundesbank erwartet, dass die deutsche Wirtschaft bis zum Jahresende weiter deutlich wachsen wird. “Getragen von der florierenden Industriekonjunktur dürfte die deutsche Wirtschaft auch im Jahresschlussquartal 2017 auf kräftigem Expansionskurs bleiben”, schrieb die Zentralbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht für November. Der Zuwachs an Neuaufträgen im verarbeitenden Gewerbe sei zuletzt sehr groß gewesen. Dies spreche dafür, dass die Industrieproduktion weiterhin maßgeblich zum Aufschwung beitragen werde. Auch das weltwirtschaftliche Umfeld sei sehr positiv. Der Aufschwung habe immer mehr Länder weltweit erreicht. Gleichzeitig warnte die Bundesbank vor einem zunehmenden Fachkräftemangel in der Industrie und der Bauwirtschaft. Dieser könnte weiter hohen Produktionssteigerungen zukünftig stärker Grenzen setzen. Trotz des Fachkräftemangels sei die Lohnentwicklung im Sommer 2017 aber moderat geblieben. HaushaltsspielräumeDank des wirtschaftlichen Aufschwungs rechnet die Bundesbank zudem mit einem Überschuss bei den Staatsfinanzen. Der Überschuss werde in diesem Jahr voraussichtlich erneut rund 1 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreichen. 2016 waren es 0,8 %. Der Überschuss könne in den nächsten Jahren ohne eine Änderung der Politik sogar weiter zunehmen “und spürbar über 1 % des BIP hinausgehen”. Auch die Schuldenquote sei weiter rückläufig. Sie sank zur Jahresmitte auf 66,0 % des BIP und dürfte laut Bundesbank angesichts der Überschüsse der Gebietskörperschaften und des kräftigen nominalen Wachstums bis zum Jahresende weiter zurückgehen. Die mittelfristig sehr günstigen Rahmenbedingungen würden der Bundesregierung “gewisse” Haushaltsspielräume eröffnen. Die Experten plädieren aber auch dafür, ein größeres Gewicht auf “langfristig wachstumsstärkende Ausgaben” etwa im Bildungsbereich oder für die Infrastruktur zu legen.Im Bundeshaushalt sei im dritten Quartel ein Defizit von 5 Mrd. Euro, nach 3,5 Mrd. Euro vor Jahresfrist, entstanden. Die Steuereinnahmen stiegen mit 3,5 Mrd. Euro jedoch auch merklich. Die Steuererträge legten mit 5,5 Mrd. Euro sogar noch stärker zu. Die Bundesbank geht auch für 2017 trotz der Belastungen durch die Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer von einem Haushaltsüberschuss aus. Mehr WachstumVor der Bundesbank hatte sich bereits das Ifo-Institut sehr positiv zu den Wirtschaftsaussichten in Deutschland geäußert und vor wenigen Tagen seine Wachstumsprognose für Deutschland für dieses Jahr deutlich nach oben geschraubt. Die Ifo-Experten erwarten nun ein Plus von 2,3 %. Das wäre der größte Zuwachs seit 2011. Die Münchner Wirtschaftsforscher hatten zuvor lediglich ein Plus von 1,9 % prognostiziert. Bei der Bundesbank steht dem Vernehmen nach im Dezember ebenfalls eine Anhebung der Prognose an. Am Donnerstag veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Details zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal.Auch zu den möglichen Ausgabenprioritäten einer neuen Bundesregierung äußerte sich die Bundesbank. Investitionsbedarf, etwa bei Bildung und Infrastruktur, sei konsequent anzugehen. Die unveränderte Fortführung des Solidaritätszuschlags nach 2020 sieht die Notenbank hingegen skeptisch.