Bundesbank halbiert Wachstumsprognose für 2020

Schwächere Nachfrage bremst Wirtschaft - 2021 und 2022 wird wieder Potenzialrate erreicht

Bundesbank halbiert Wachstumsprognose für 2020

ms Frankfurt – Die Bundesbank schätzt die kurzfristigen Perspektiven für die deutsche Wirtschaft sehr viel schlechter ein als noch im Sommer – dafür ist sie aber durchaus optimistisch für die weitere Zukunft. Das belegen die neuen Prognosen der Notenbank, die sie am Freitag, einen Tag nach der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Veröffentlichung neuer Projektionen des Eurosystems, vorlegte.Für 2020 halbierte die Bundesbank ihre Prognose für das Wachstum gegenüber Juni von 1,2 % auf 0,6 % (kalenderbereinigt). Hauptgrund dafür sei, dass sich die globale Nachfrage ungünstiger als erwartet entwickelt habe und sie auch perspektivisch schwächer eingeschätzt werde. Für 2021 prognostiziert die Bundesbank aber 1,4 %, und auch für 2022 geht sie von 1,4 % aus. Für 2019 dürfte das Plus bei 0,5 % liegen.”Insgesamt ergibt sich damit für die deutsche Konjunktur das Bild einer ,sanften Landung’, nach der die Wirtschaft auf einen Wachstumspfad nahe dem des Produktionspotenzials einschwenkt”, heißt es in der Prognose. Eine Rezession sei aus heutiger Sicht nicht zu erwarten, so die Bundesbank. Es gebe vielmehr erste Signale dafür, dass die deutsche Wirtschaft ihre gegenwärtige Schwächephase allmählich überwinden könne.Zwar wird nach Einschätzung der Bundesbank die Binnennachfrage nicht mehr so dynamisch ansteigen wie in der vorangegangenen Hochkonjunktur. Die Exporte werden sich demnach aber nach und nach aus ihrer Stagnation befreien und im Laufe des kommenden Jahres im Einklang mit der Auslandsnachfrage wieder stärker steigen. “Damit sollte sich auch die Industriekonjunktur fangen und die ausgeprägte Zweiteilung der deutschen Wirtschaft zurückbilden”, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann.Für zusätzlichen Schub sorgen laut Bundesbank die merklich stützend wirkende Finanzpolitik und die sehr expansive Geldpolitik. Die EZB hatte am Donnerstag auch unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde an der ultralockeren Geldpolitik festgehalten. Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau sagte am Freitag, mit der Stabilisierung der Konjunktur stabilisiere sich auch die Geldpolitik. Weitere Maßnahmen seien vorerst nicht zu erwarten.Am Donnerstag hatten sich laut Bloomberg einige Euro-Notenbanker dafür ausgesprochen, einen Verweis auf die schädlichen Nebenwirkungen der Negativzinsen in die EZB-Erklärung aufzunehmen. Der EZB-Rat entschied sich dann aber dagegen. Ein solches Vorgehen – bei Lagardes erster geldpolitischer Entscheidung – hätte von den Anlegern überinterpretiert werden können, hieß es.Auf der Preisseite erwartet die Bundesbank, dass die HVPI-Inflationsrate nach dem deutlichen Rückgang von 1,9 % im Jahr 2018 auf 1,4 % in diesem Jahr auch 2020 weiter leicht auf 1,3 % zurückgeht. Ab 2021 sollte die Teuerung dann deutlich anziehen. Das Klimapaket der Regierung verteuere etwa Energie. Für 2021 lautet die Prognose 1,6 %.