Bundesbank nimmt China-Risiken ins Visier

Wirtschaftsabschwung könnte deutsche Wirtschaft härter treffen als gedacht - Mehr Wettbewerbsdruck

Bundesbank nimmt China-Risiken ins Visier

ms Frankfurt – Ein plötzlicher und starker Wirtschaftsabschwung in China könnte die deutsche Wirtschaft noch härter treffen als bislang weithin angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesbank in einer Analyse in ihrem gestern veröffentlichen Monatsbericht Juli. In der Untersuchung mahnt sie zudem die deutschen Unternehmen, sich auf einen deutlich steigenden Wettbewerbsdruck aus China einzustellen.”Ein abrupter Abschwung in China hätte angesichts der globalen Bedeutung des Landes internationale Ausstrahleffekte, nicht zuletzt für die eng über den Handelskanal mit China verflochtene deutsche Volkswirtschaft”, heißt es in der Analyse. Für Deutschland dürften die Verluste demnach nicht nur größer sein als für andere Euro-Volkswirtschaften, sondern auch größer als bislang in Untersuchungen auf Basis von Standardmodellen angenommen.Die Warnung kommt zu einer Zeit, da die Sorgen über Wohl und Wehe der chinesischen Wirtschaft weltweit merklich zunehmen. Hintergrund ist nicht zuletzt der sich zuspitzende Handelsstreit zwischen den USA und China. Die beiden weltgrößten Volkswirtschaften überziehen und drohen sich mit immer neuen Zöllen. Dass der Schaden für die deutsche Wirtschaft bei einem China-Abschwung größer sein dürfte als angenommen, begründet die Bundesbank vor allem damit, dass bei Simulationen bislang stets ein allgemeiner Nachfrageschock in China unterstellt worden sei. Die Geschichte habe aber gezeigt, dass in Ländern, in denen übermäßiges Kreditwachstum in Finanzkrisen mündete – eine Gefahr, wie sie in China besteht -, vor allem die Investitionstätigkeit einbrach. Da die Investitionen eine höhere Importintensität aufwiesen als der Konsum, würde ein Rückgang der Investitionen stärker auf das Ausland ausstrahlen, und da Deutschland ein hohes Export-Exposure gegenüber China habe, dürfte der wirtschaftliche Schaden noch stärker sein als in den Standardmodellen angenommen.Bei einem Rückgang der chinesischen Investitionen um 12 Prozentpunkte über zwei Jahre werde das deutsche reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach zwei Jahren um 0,8 % niedriger sein (siehe Grafik).Laut Bundesbank hat sich die Krisenanfälligkeit der chinesischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren erhöht. Grund seien Überinvestitionen und die stark gestiegene Verschuldung. “Ein derartig starkes und lang anhaltendes Kreditwachstum hatte in vielen anderen Ländern in der Vergangenheit zu einer Finanzkrise oder einer starken Verlangsamung des Wirtschaftswachstums geführt”, so die Bundesbank. Die deutschen Direktinvestitionen hätten sich zuletzt auf rund 80 Mrd. Euro belaufen. Mehr als 90 % davon hielten deutsche Unternehmen.Grundsätzlich sieht die Bundesbank in der Transformation Chinas weg vom reinen exportorientierten Wachstumsmodell Chancen und Risiken für die deutsche Wirtschaft. Falls das Land seinen schnellen Aufholprozess fortsetze, gebe es “hervorragende Marktchancen” für deutsche Exporteure. Zugleich richte sich aber der Fokus Chinas in hohem Maße auf Branchen, in denen deutsche Firmen auf dem weltweiten Markt stark vertreten seien – etwa im Automobilbereich. “Gerade für die deutsche Wirtschaft könnte sich der Wettbewerbsdruck aus China in den nächsten Jahren verschärfen”, so die Bundesbank.