Bundesbank prognostiziert mehr Wachstum

Projektionen für die Jahre 2017 bis 2019 um je 0,1 Punkte erhöht - Risiken "insgesamt ausgeglichen" - Leistungsbilanzüberschuss sinkt

Bundesbank prognostiziert mehr Wachstum

Breit angelegt und recht kräftig – so beschreibt die Deutsche Bundesbank den Aufschwung, den sie hierzulande erwartet. Daher haben die Experten der Notenbank die Wachstumsprognosen leicht erhöht. Zudem erwarten sie, dass die Schuldenquote 2019 erstmals seit 2002 unter die Maastricht-Grenze von 60 % fällt.ba Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank blickt noch zuversichtlicher auf die hiesige Wirtschaft als zuletzt. In ihrer aktuellen Halbjahresprognose erhöhte sie die Wachstumsprognosen für die Jahre 2017 bis 2019 um je 0,1 Punkte. Im laufenden Jahr soll das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) kalenderbereinigt 1,9 % zulegen, im darauffolgenden Jahr dann 1,7 % und 2019 soll sich das Wachstum auf 1,6 % verlangsamen (siehe Grafik). Damit läge das Wirtschaftswachstum wie schon in den vergangenen drei Jahren über der Zunahme des Produktionspotenzials. 60-Prozent-Grenze fällt 2019″Dank der sehr guten Arbeitsmarktlage wird der private Konsum im Verbund mit der Nachfrage des Staates und den Wohnungsbauinvestitionen weiterhin für ein solides Grundtempo sorgen”, kommentierte Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Stützend würden sich auch die Exporte und wieder steigende Unternehmensinvestitionen auswirken, wohingegen zunehmende Angebotsengpässe am Arbeitsmarkt das Wachstum dämpfen könnten.Auch die Lage bei den Staatsfinanzen bleibe günstig: Falls es nicht zu größeren Politikänderungen komme, erwarten die Volkswirte der Notenbank “merkliche Überschüsse”. Die Ausgabenpolitik sei zwar expansiv ausgerichtet, doch würden die gute Konjunktur und sinkende Zinsausgaben die Staatshaushalte entlasten. 2019 könnte dann – erstmals seit 2002 – die Schuldenquote wieder unter die Maastricht-Grenze von 60 % fallen.Wegen des temporären Anstiegs der Energie- und Nahrungsmittelpreise werden den Experten zufolge die Verbraucherpreise im laufenden Jahr “sprunghaft ansteigen”. So wurde die Projektion für die Inflation in der für EU-Zwecke harmonisierten Berechnung (HVPI) um 0,1 Punkte auf 1,5 % erhöht. Die Prognosen für die kommenden beiden Jahre wurden dagegen um 0,3 bzw. 0,1 Punkte auf 1,4 % und 1,8 % heruntergeschraubt. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) soll von 1,1 % in diesem auf 1,3 % im kommenden und 1,7 % im darauffolgenden Jahr zulegen. Export schwächelt im AprilDie Risiken für die Prognosen des Wachstums und der Inflation bezeichnete Weidmann als insgesamt ausgeglichen. Mit Blick auf die Binnenwirtschaft würden aus heutiger Sicht die Chancen überwiegen, wohingegen sich aus dem internationalen Umfeld überwiegend Abwärtsrisiken ergäben, so Weidmann. Möglicherweise zunehmende protektionistische Tendenzen etwa würden die globalen Absatzperspektiven der deutschen Exporteure schwächen. Bislang setzt die Branche ihren Wachstumskurs fort, allerdings hat sich die Dynamik gemessen am Jahresvergleich im April abgeschwächt. Im März waren sowohl bei den Importen als auch den Exporten Rekordwerte erzielt worden. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden Waren im Wert von 101,0 Mrd. Euro exportiert, das sind 2,9 % weniger als im Vorjahr. Das deutlichste Minus zeigte sich bei den Ausfuhren in Drittländer (-6,3 %). Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Exporte hingegen kalender- und saisonbereinigt um 0,9 %, das ist dreimal so viel, als Ökonomen erwartet hatten. Die Importe stiegen im Jahresvergleich um 5,4 % auf 83,0 Mrd. Euro – das sind 1,2 % mehr als im März. Die Handelsbilanz weist damit einen Überschuss von 19,8 Mrd. Euro aus nach 25,3 Mrd. Euro im März. Kalender- und saisonbereinigt beträgt der Handelsbilanzüberschuss 19,8 Mrd. Euro. Der viel kritisierte Leistungsbilanzüberschuss ging ebenfalls zurück – vorläufigen Berechnungen der Bundesbank zufolge liegt er im April bei 15,1 Mrd. Euro nach 31,1 Mrd. Euro im März.