Bundesbank rät zu mehr Devisenreserven
lz Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank empfiehlt Schwellenländern den maßvollen Aufbau von Devisenreserven, um ihre Anfälligkeit gegen Währungsschwankungen zu mindern und übertriebenen Kursausschlägen etwas entgegensetzen zu können. Die Märkte einfach gewähren zu lassen und die Fehler allein in der lokalen Wirtschaftspolitik zu suchen, halten die Bundesbankökonomen inzwischen für falsch. Denn oftmals, so heißt es im neuen Monatsbericht, würden die üblicherweise empfohlenen makroprudenziellen Maßnahmen, welche für eine Stabilisierung über die Regulierungspolitik sorgen, eben nicht ausreichen. Zugleich sei der in diesem Zusammenhang oft debattierte Einsatz von Kapitalverkehrskontrollen eher skeptisch zu beurteilen, weil dies gravierende Nachteile mit sich bringe.Wie die Bundesbank in Untersuchungen herausgefunden hat, sind Devisenreserven nicht nur nützlich für den offensiven Einsatz am Devisenmarkt, sondern sorgen schon durch ihre schiere Existenz für eine gewisse Kalmierung. Ein angemessener Bestand an Devisenreserven reduziere die Gefahr von Spannungen, heißt es, und wirke somit auch “vorbeugend”. Das schreckt nach ihren Erkenntnissen auch keine ausländischen Investoren ab, wie bisweilen argumentiert wird. Geldpolitik verantwortlichDie Bundesbank räumt in ihrer Analyse ein, dass die Schwellenländer den erratischen Bewegungen am Devisenmarkt ansonsten schutzlos ausgeliefert sind. Vor allem kleinere Staaten seien “nur eingeschränkt in der Lage”, über eine wachstumsfördernde Politik hinaus die Kapitalzu- und -abflüsse durch wirtschaftspolitische Maßnahmen gezielt zu beeinflussen. Viel bedeutsamer sind nach Meinung der Ökonomen dagegen exogene Faktoren wie die Geldpolitik der Zentralbanken großer Volkswirtschaften, die Risikobewertungen an den Aktienmärkten und die internationalen Konjunkturzyklen. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ist der Bundesbank zufolge vor diesem Hintergrund inzwischen “zu einer vorsichtigen Neubewertung von Eingriffen in den freien Kapitalverkehr” gekommen.Vor Augen haben die Autoren dabei den enormen Kapitalzufluss in die Schwellenländer bis zur Finanzkrise 2008, den zügigen Abzug des Geldes in den Monaten danach und den erneuten Mittelzufluss, der dann durch die Nullzinspolitik der großen Notenbanken ausgelöst worden war. Die begonnene Zinswende in den USA sorgt nun erneut für eine Abschwächung der Investitionen in den Schwellenländern und eine Abwertung der Lokalwährungen.Den Notenbanken schreibt die Bundesbank deshalb ins Stammbuch, bei der Geldpolitik künftig stärker denn je auch die Rückwirkungen möglicher Wechselkurseffekte im Auge zu haben und potenzielle Kapitalbewegungen zu berücksichtigen. Umgekehrt sollen die Schwellenländer die Devisenreserven keinesfalls für protektionistische Maßnahmen missbrauchen.