Weltwirtschaft

Bundesbank sieht Anti-Globalisierung mit Sorge

Seit Jahren nimmt der Trend zur geoökonomischen Fragmentierung zu. Wesentliche Gründe waren und sind die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg. Die Bundesbank warnt nun vor weitreichenden Konsequenzen.

Bundesbank sieht Anti-Globalisierung mit Sorge

Anti-Globalisierung sorgt Bundesbank

“Beträchtliche Wohlstandsverluste weltweit” – Schwellenländer als Verlierer

ms Frankfurt

Die Bundesbank sieht die zunehmenden Antiglobalisierungstendenzen mit Sorge und warnt vor erheblichen Kosten für die Weltwirtschaft, wenn sich diese fortsetzen. „Sollten sich die Deglobalisierungstendenzen durchsetzen, dürfte dies weltweit zu beträchtlichen Wohlstandsverlusten führen“, schreibt die Bundesbank in einem Aufsatz in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht für Juli. Als größte Verlierer könnten sich die Schwellenländer entpuppen, deren aktuelle Situation die Notenbankvolkswirte ohnehin als schwierig bezeichnen.

Seit Jahren nimmt der Trend zur geoökonomischen Fragmentierung zu. Ein Grund war zuletzt insbesondere die Corona-Pandemie, die die Anfälligkeit globaler Lieferketten offenbart und dazu geführt hat, dass viele Länder die Produktion wichtiger Güter verstärkt ins eigene Land verlagern wollen. Noch einmal verstärkt worden ist das dann durch den Ukraine-Krieg und die Konfrontation zwischen den USA und China. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich darüber zuletzt wiederholt alarmiert gezeigt (vgl. BZ vom 7. April).

„Politische Bemühungen, die Wirtschaftsbeziehungen mit bestimmten Ländern stärker zu entflechten – auch unter dem Schlagwort ,geoökonomische Fragmentierung’ bekannt –, könnten die Struktur der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren verändern“, schreibt die Bundesbank nun. Das könne weltweit enorm viel Wohlstand kosten. „In nächster Zeit wird es darauf ankommen, die Welthandelsordnung offen zu halten“, so die Experten. China stehe dabei besonders „in der Verantwortung“.

Die Globalisierung sei „lange Zeit ein wichtiger Katalysator für die Entwicklung vieler Schwellenländer“ gewesen, so die Bundesbank. Viele dieser Länder, darunter China, hätten ihre Wirtschaftsstruktur an die internationale Arbeitsteilung angepasst und seien stark auf den Außenhandel mit Industrieländern ausgerichtet. Für andere Schwellenländer könnte es in einer stärker fragmentierten Weltwirtschaft schwieriger werden, mithilfe eines exportbasierten Ansatzes einen raschen Aufholprozess einzuleiten.

Neben dem zunehmenden Protektionismus sieht die Bundesbank das Ende des China-Booms und den weltweit steilen Anstieg der Zinsen als Herausforderung für die Schwellenländer. Umso wichtiger seien nun Reformen. Ein langsameres Wachstum in diesen Ländern werde auch auf die Weltwirtschaft und die deutsche Wirtschaft durchschlagen (siehe Grafik).

| Quelle:
BZ+
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