Capital Economics malt düsteres China-Bild

Ökonomen rechnen nur mit 2 Prozent Wachstum

Capital Economics malt düsteres China-Bild

jw Frankfurt – Die angesehene Londoner Wirtschaftsberatungsfirma Capital Economics hat in Frankfurt vor einer Wachstumsverlangsamung in China gewarnt. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der britischen Denkfabrik OMFIF warnte Capital-Economics-Ökonom Mark Williams davor, dass sich das Wachstum im kommenden Jahrzehnt bei 2 % einpendeln werde. Chinas Zeit als “Schwellenland-Outperformer” sei vorbei, so Williams.Als Grund dafür sieht der Ökonom demografische Faktoren wie die niedrige Fertilitätsrate, aber auch strukturelle, etwa dass das rapide Investitionswachstum nicht beibehalten werden könne. Die Maßnahmen für fiskalische Stimuli seien größtenteils aufgebraucht, im jüngsten Abschwung sei bereits viel weniger unterstützt worden als in allen vorherigen Abschwüngen. Zudem werde zu oft in unproduktive Staatsunternehmen investiert statt in produktive private Firmen. Die Stärke im IT- und Technologiesektor könne diese große Schwäche im Industriesektor nicht ausgleichen. Auch lasse das Produktivitätswachstum in China insgesamt nach. Pekings Exportanteil sei bereits sehr hoch und könne nicht weiter angehoben werden, insbesondere im aktuellen handelspolitischen Umfeld. Gleichzeitig werde es unter der Kommunistischen Partei keine weitere Marktliberalisierung geben. Keine Autokratie habe bislang den Wandel von einer Wirtschaft mit mittlerem zu einer mit hohem Einkommen geschafft. Pekings Führung werde daher lieber niedrigeres Wachstum in Kauf nehmen, statt ihre Machtstellung abzugeben.Neil Shearing, ebenfalls Ökonom bei Capital Economics, hatte aber auch eine gute Nachricht: Die Verlangsamung in China werde für den Rest der Welt kein großes Problem darstellen, da diese graduell stattfinden werde und nicht als “harte Landung”. Einige Länder, wie Rohstoff- oder Investitionsgüterproduzenten, würden zwar leiden, aber insgesamt würden die Wachstumschancen für Europa mehr von heimischen Faktoren wie der Digitalisierung und der eigenen Produktivität abhängen. Grüner VorreiterOMFIF und Capital Economics hatten ebenfalls zwei chinesische Panel-Teilnehmer eingeladen: Tianling Wang, Diplomat in Berlin, und Hong Lan, Professorin für Nachhaltige Finanzen an der Renmin University of China. Beide vertraten, wenig überraschend, optimistischere Positionen als ihre britischen Kollegen. Wang sagte, dass die aktuelle China-Schwäche vor allem mit der Unsicherheit des Handelskonflikts zusammenhänge, und wenn dieser gelöst sei, China sein Ziel von 6 % Wachstum erreichen werde. Lan gab zu bedenken, dass es vor allem Chinas “grüne Transformation” sei, welche die Wirtschaft nachhaltiger aufstellen wolle, die zu der aktuellen Wachstumsschwäche führe. Die Nachfrage nach Green Bonds und anderen grünen Finanzmitteln sei sehr groß, das Angebot aber noch zu gering. China schaffe jedoch aktuell viele nationale Richtlinien, um grünes Wachstum voranzutreiben.