Carney verlangt Klarheit über EU-Referendum

Volksabstimmung "so schnell wie nötig"

Carney verlangt Klarheit über EU-Referendum

hip London – Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, hat von der britischen Regierung Klarheit über die geplante Volksabstimmung zur Zukunft des Landes in der EU verlangt. Zuletzt hatte Premierminister David Cameron angedeutet, das Referendum über die Mitgliedschaft in der Staatengemeinschaft auf 2016 vorzuziehen. Carney forderte ihn nun dazu auf, die erforderlichen Gesetze “in angemessener Geschwindigkeit” auf den Weg zu bringen. Die Abstimmung solle “so schnell wie nötig” erfolgen. Bislang hätten die Unternehmen nicht auf die damit verbundene politische Unsicherheit reagiert, sagte er BBC Radio 4. Es werde weiter investiert und eingestellt. Produktivität entscheidendDie Notenbank nahm in ihrem am Mittwoch vorgestellten Inflationsbericht wie erwartet ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Großbritannien herunter. Für das laufende Jahr hat sie nur noch eine Expansion von 2,5 % angesetzt. Im Februar hatte sie noch 2,9 % auf der Rechnung. Für 2016 haben die Ökonomen der Notenbank nun 2,6 (zuvor 2,9) % auf der Rechnung, für 2017 erwarten sie 2,4 (2,7) %. Die Inflationserwartungen ähneln den bisherigen Projektionen. Während für April ein negativer Wert und auf kurze Sicht ein Schwanken um die Nulllinie angenommen wird, sagen die Zentralbanker weiterhin einen deutlichen Anstieg der Teuerungsrate im zweiten Halbjahr voraus. “Unser Problem ist nicht nur, die Teuerungsrate wieder auf den Zielwert von 2 % zu hieven, sondern sie dort zu halten”, sagte Carney.Er betonte erneut, dass Lohnwachstum und Produktivität die entscheidenden Faktoren sein werden, wenn es um das Timing des Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik geht. Die Produktivität habe sich erneut schlechter als erwartet entwickelt, sagte Carney. Man sei in dieser Hinsicht immer wieder enttäuscht worden. Die Veränderungen in der Zusammensetzung der arbeitenden Bevölkerung – das starke Wachstum nicht oder wenig qualifizierter Beschäftigungsverhältnisse – dürften daran ihren Anteil haben. Die Volkswirte der Zentralbank senkten ihre Prognosen für das Wachstum von Produktivität und Löhnen.Aus dem ebenfalls am Mittwoch vorgelegten Arbeitsmarktbericht geht unterdessen hervor, dass die Wochenlöhne in den drei Monaten zum März um 1,9 % gestiegen sind. Volkswirte hatten im Schnitt 1,7 % auf der Rechnung. Sonderzahlungen herausgerechnet lag das Lohnwachstum im März bei 2,7 % – so hoch wie zuletzt im Januar 2009. Es sei angesichts dieser Zahlen “vielleicht ironisch”, dass die Bank of England ihre Schätzungen gesenkt habe, kommentierte Investec-Volkswirt Philip Shaw. Am Markt wird derzeit mit einem ersten Zinsschritt in einem Jahr gerechnet. Die Notenbank machte keine Anstalten, dies zu korrigieren.