Pandemie

China fällt in Lockdown-Modus zurück

Erhöhte Corona-Infektionszahlen durchkreuzen immer deutlicher Pläne zur Lockerung der Restriktionen.

China fällt in Lockdown-Modus zurück

nh Schanghai

In China verfliegen die Hoffnungen auf eine tatsächliche Implementierung der erst kürzlich angekündigten ersten Lockerungsschritte des als Null-Covid-Strategie bekannten pandemischen Kontrollregimes. Die am Dienstag verbreitete landesweite Inzidenz für tägliche Corona-Neuansteckungen reicht mit 28000 Fällen fast an das Niveau heran, das im April den Auslöser für den aufsehenerregenden zweimonatigen harten Lockdown in der Wirtschafts- und Finanzmetropole Schanghai und einigen anderen chinesischen Großstädten gab. Gegenwärtig konzentriert sich die Neuansteckungswelle auf einige besonders wirtschaftsstarke Metropolen wie Guangzhou und Chongqing sowie die Hauptstadt Peking.

Zwar hat sich die Pekinger Zentralregierung und Parteiführung bislang mit konkreten Anweisungen für eine komplette Abriegelung wie im Falle Schanghais zurückgehalten. Allerdings ist eine rasche Ausdehnung partieller Lockdowns zu beobachten, die seit Novembermitte immer mehr Ballungsgebiete erfassen und Reminiszenzen an das Frühjahr wecken, als der Lockdown in Schanghai einen gravierenden landesweiten Konjunktureinbruch nach sich zog.

Ein Analystenteam der japanischen Bank Nomura, das auf regelmäßiger Basis die Ausdehnung von Lockdown-Maßnahmen und ihre nach regionalem Wirtschaftspotenzial gewichtete Beeinträchtigung der Konjunktur zu erfassen versucht, sieht den gegenwärtigen Zustand als bedenklich an. Nach dieser Systematik sind derzeit fast 20% des gesamten chinesischen Wirtschaftsoutputs von lokalen Lockdown-Maßnahmen kompromittiert. Das liegt damit noch etwas höher als zum Zeitpunkt des Schanghai-Lockdowns.

Erinnerungen ans Frühjahr

Insgesamt dürften die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen dennoch geringer ausfallen als im zweiten Quartal dieses Jahres, in dem Chinas Wirtschaftswachstum auf nur noch 0,4% verkümmerte. Dies liegt daran, dass die mehrmonatige Vollabsperrung von Schanghai wesentlich dramatischere Lieferkettenstörungen provozierte als der gegenwärtige Flickenteppich von partiellen Lockdowns in führenden Großstädten und Industriegebieten.

Ökonomen betonen allerdings, dass die jüngste Restriktionswelle einen weiteren Rückschlag für die Konsumentwicklung bedeuten dürfte und insbesondere im Gaststätten-, Unterhaltungs- und Reisegewerbe erhebliche weitere Schäden anrichten wird. Im Oktober waren Chinas Einzelhandelsumsätze als ein maßgeblicher Konsumindikator erstmals seit der Frühjahrsdelle wieder gegenüber Vorjahr geschrumpft und drohen nun im November weiter abzurutschen.

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