HANDELSKONFLIKT MIT DEN USA

China kontert neue US-Strafzölle

Peking verhängt Abgaben auf amerikanische Produkte - Stopp des Technologietransfers als großes Problem

China kontert neue US-Strafzölle

Von Ernst Herb, HongkongChina steht mit dem jetzt vom Zaun gebrochenen Handelskrieg ganz im Bann der USA. Das externe Umfeld der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft droht sich durch die US-Strafzölle auf eine ganze Reihe von aus China in die USA exportierten Gütern merklich zu verschlechtern. Aber auch die geldpolitische Wende in den USA hat eine Verteuerung der Kreditkosten in China nach sich gezogen. Nur wenige Stunden nachdem die US-Notenbank Fed Mitte der Woche den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben hatte, zog die chinesische Notenbank nach. Die Anhebung des Satzes für Reverse-Repo-Geschäfte mit siebentägiger Laufzeit von bisher 2,50 % auf 2,55 % mag zwar nur eine kosmetische Anpassung sein. Der Schritt zeigt aber doch, dass Chinas Geldpolitik eng mit jener der USA verbunden bleibt. Vor zwei Jahren führte eine sich zu weit öffnende Zinsschere zu einem massiven Abfluss von Kapital aus China ins Ausland. Der damit letztlich eingeengte geldpolitische Freiraum der PBoC könnte das Wirtschaftswachstum in China deutlich abbremsen. Peking wollte wohl vor allem den Eindruck vermeiden, sich mit einem zum Dollar schwächer werdenden Yuan auf dem Weltmarkt Handelsvorteile zu verschaffen. Solche möglichen Überlegungen haben US-Präsident Donald Trump aber nicht davon abgehalten, am Donnerstag milliardenschwere Zölle auf eine von Schuhen über Elektronikprodukte bis zu Stahl reichende Palette von Einfuhren zu verhängen. Peking hat prompt reagiert. Wie das Handelsministerium am Freitag verkündete, sollen auf aus den USA importierte Stahlrohre, aber auch Agrarprodukte wie Schweinefleisch, Wein oder auch Früchte neue Zölle bis zu 25 % erhoben werden. Geplant sind Zölle im Umfang von 3 Mrd. Dollar. Noch ist es zu früh zu sagen, wie effektiv die bisher von beiden Seiten ergriffenen Maßnahmen sein werden. Die von beiden Parteien bei der Welthandelsorganisation WTO wegen unfairer Handelspraktiken eingereichten Klagen lassen auch den Weg für eine gütliche Einigung offen. Für Robin Xing, Chinaökonom der US-Investmentbank Morgan Stanley, ist die Wirkung der Zölle im Umfang von 50 bis 60 Mrd. Dollar für China “relativ leicht zu verkraften”. Gemäß seinen Schätzungen wird es das Exportwachstum nur um 0,7 bis 0,9 und das Wirtschaftswachstum um 0,12 bis 0,14 Basispunkte bremsen. Dazu trägt auch bei, dass der Außenhandel für China heute eine weit weniger große Bedeutung hat als noch vor zehn Jahren. Vor allem aber machen die von Trump verhängten Sanktionen nach Berechnungen von Louis Kuijs, Asienökonom von Oxford Economics, nur 12,5 % aller in die USA exportierten Waren und 2,6 % der Gesamtausfuhren aus. Weit schmerzhafter für Peking ist der von den USA bereits seit längerem gebremste oder gar teilweise ganz verhinderte Technologietransfer nach China. Washington macht dabei nicht nur die nationale Sicherheit geltend. Trump kritisiert ebenso den beschränkten Marktzugang ausländischer Unternehmen in China.