China ringt sich zur Drei-Kind-Politik durch
nh Schanghai
Chinas Staatsführung hat am Montag grünes Licht für eine weitere Lockerung der Geburtenkontrolle gegeben und will fortan auf eine sogenannte Drei-Kind-Politik übergehen. Laut einem Statement des Politbüros soll es jedem Paar künftig gestattet sein, maximal drei Kinder zu haben. Gleichzeitig will Peking zusätzliche unterstützende Maßnahmen zur „Verbesserung der Bevölkerungsstruktur“ einführen. Damit werde man das Problem einer Alterung der Bevölkerung angehen und dafür sorgen, dass Chinas „Humanressourcenvorteile“ bewahrt blieben. Aus der Mitteilung geht allerdings nicht hervor, wann die neue Regelung in Kraft treten wird.
Gesellschaft überaltert
China war erst 2016 von der jahrzehntelang mit harten Strafen überwachten Ein-Kind-Politik abgerückt und zu einer Zwei-Kind-Politik übergegangen. Diese familienpolitische Maßnahme hat allerdings bislang wenig Wirkung gezeigt beziehungsweise nicht vermocht, den rapiden Geburtenrückgang im bevölkerungsreichsten Land der Erde aufzuhalten. Vor drei Wochen hatte das chinesische Statistikbüro nach einiger Verzögerung die ernüchternden Ergebnisse einer alle zehn Jahre abgehaltenen chinesischen Volkszählung veröffentlicht. Dabei zeigt sich zwar, dass die chinesische Bevölkerung in der zurückliegenden Dekade noch um 5,4% auf 1,41 Milliarden Menschen angewachsen ist, das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum jedoch ist mit 0,53% auf das niedrigste Niveau seit den fünfziger Jahren gesunken.
Mit den Statistikdaten verbindet sich ein Alarmsignal in Richtung Überalterung der Bevölkerung mit entsprechenden Konsequenzen für eine wachsende Belastung von Gesundheits- und Altersvorsorgesystemen bei tendenziell schrumpfender Basis der arbeitenden Bevölkerung. So zeigt die jüngste Volkszählung, dass sich bereits heute 18,7% der Bevölkerung, also knapp jeder fünfte Chinese im Seniorenalter jenseits von 60 Jahren befindet. Vor zehn Jahren waren dies nur 13,3%. So ist die Zahl der Chinesen über 60 Jahren seit 2010 um 5,4% auf nunmehr 264 Millionen Menschen angewachsen.
Rapider Geburtenrückgang
Laut dem Statistikamt wird sich der Trend in der Bevölkerungsentwicklung weiter verstärken. Als Grund dafür gilt ein massiver Geburtenrückgang, der sich trotz des Übergangs zur Zwei-Kind-Politik zuletzt deutlich verschärft hat. So hat die Bereitschaft junger Paare, mehr Kinder zu bekommen, zumindest im großstädtischen Umfeld aufgrund extrem hoher Wohnraum- und Ausbildungskosten deutlich nachgelassen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Neugeborenen in China um knapp 15% von 11,7 auf 10 Millionen gefallen, eine Entwicklung, die nun auch Chinas Staatsführung zu einer breiteren familienpolitischen Offensive animiert hat.
Der Übergang zur Drei-Kind-Politik dürfte allerdings wenig Resonanz bei jungen Familien finden, solange der Staat nicht das Problem exorbitanter Erziehungskosten in Chinas Großstädten angeht. Allerdings könnte eine Drei-Kind-Politik dennoch zu einer Dynamisierung der Geburtenrate außerhalb der Ballungsgebiete führen, da sich das Wohn- und Erziehungskostenproblem in ländlichen Gegenden wesentlich geringer darstellt.