China schafft die Ein-Kind-Politik ab

Parteispitze billigt Entwurf für Fünfjahresplan - Anzeichen für moderateres Wachstumsziel bei 6,5 Prozent

China schafft die Ein-Kind-Politik ab

Chinas Beratungen zum Fünfjahresplan bringen ein erstes Ergebnis. Die Parteispitze hat sich zur Abschaffung der Ein-Kind-Politik entschlossen. Gleichzeitig zeichnet sich ein von 7 auf 6,5 % reduziertes Ziel für das Wirtschaftswachstum für den kommenden Fünfjahresplan ab.nh Schanghai – Chinas Parteiplenum hat im Zuge der Beratungen künftiger wirtschafts- und sozialpolitischer Leitlinien nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua die 1979 zur Verhinderung einer Bevölkerungsexplosion eingeführte Ein-Kind-Politik abgeschafft. Künftig wird es allen chinesischen Familien gestattet sein, zwei Kinder zu haben. Bereits Ende 2013 hatte die Staatsführung eine selektive Lockerung der Ein-Kind-Politik beschlossen. Danach durften Paare, von denen ein Partner Einzelkind ist, zwei Kinder haben.Mit der gelockerten Familienpolitik sollen neue demografische Herausforderungen im Reich der Mitte angegangen werden, nämlich eine rasch alternde Bevölkerung mit entsprechender Versorgungsproblematik und eine Ausdünnung der Zufuhr an Arbeitskräften, die sich bremsend auf die Wirtschaftsdynamik auswirken könnte. Theoretisch dürften zwar rund 100 Millionen chinesische Paare nun die Freigabe für ein zweites Kind erhalten, allerdings dürfte die chinesische Geburtsrate dennoch nur schleppend anziehen. Der erste Lockerungsschritt hatte wenig Wirkung gezeigt, weil viele chinesische Paare in den Großstädten angesichts hoher Wohnungs-, Lebenshaltungs- und Schulbildungskosten fürchten, sich kein zweites Kind leisten zu können.Seitens Xinhua gibt es keine zeitlichen Angaben für das Inkrafttreten der neuen Zwei-Kind-Politik. In jedem Fall muss die Maßnahme noch legislativ abgesegnet werden und dürfte erst nach dem chinesischen Volkskongresses im kommenden Frühjahr in Kraft treten.Zu diesem Zeitpunkt wird auch der neue Fünfjahresplan veröffentlicht. In einem ersten Kommuniqué der Parteiführung heißt es dabei, dass China in den kommenden fünf Jahren ein “mittelhohes” Wirtschaftswachstum anpeilt. Dabei sollen sich das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) und das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2020 gegenüber 2010 verdoppeln. Das Kommuniqué macht zwar keine Angaben über das im Fünfjahresplan verankerte jährliche Wachstumsziel, doch soll Premierminister Li Keqiang in Peking bei Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel angedeutet haben, dass die neue Marke von 7 auf 6,5 % BIP-Wachstum reduziert werde.