China verzichtet auf Zinssenkungsimpuls
nh Schanghai
China Zentralbank enttäuscht jüngst aufgekommene Hoffnungen auf eine monetäre Lockerung. Am Dienstag wurde die Loan Prime Rate (LPR) genannte Zinsmarke für einjährige Kreditvergaben, die seit April 2020 bei 3,85% steht, zum fünfzehnten Mal in Folge unverändert belassen. Auch in der fünfjährigen Frist, wo die LPR vor allem als Referenzzins für Hypothekenkreditvergaben Verwendung findet, verharrt der Zins bei 4,65%. Damit setzt die People’s Bank of China (PBOC) Analysten zufolge ein klares Signal, dass sie trotz einiger neu aufgekommener Konjunkturunsicherheiten von ihrem als neutral eingestuften geldpolitischen Kurs nicht abzurücken gedenkt.
Die LPR gilt seit ihrer Einführung vor zwei Jahren als De-facto-Benchmark für Unternehmenskreditkosten und wird zu jedem 20. eines Monats im Kreis von 18 chinesischen Großbanken als Renditeaufschlag auf den Refinanzierungssatz der Zentralbank für einjährige Gelder im Rahmen der Medium-Term Loan Facility (MLF) bestimmt. Trotz des „marktgesteuerten“ Zinsfixing bleibt die PBOC Herr des Verfahrens und sorgt bislang dafür, dass sich LPR und der MLF-Zins nur im Tandem bewegen.
Zuletzt hatte die Zentralbank am Donnerstag neue MLF-Gelder zu unverändert 2,95% lanciert, aber den Mindestreservesatz für Geschäftsbanken um 0,5 Prozentpunkte gesenkt und damit neue Kreditvergabespielräume geschaffen. Die vom chinesischen Staatsrat angeregte Lockerung der Mindestreserveverpflichtung hatte Erwartungen geweckt, dass die der Regierung gegenüber weisungsgebundene PBOC mit einer begleitenden Zinssenkung für einen wuchtigeren monetären Impuls zur Konjunkturanregung sorgen würde. Nun aber setzt sich die Auffassung durch, dass die Reservesatzsenkung lediglich zur Glättung der Liquiditätsversorgung dient und keinen geldpolitischen Richtungswechsel einleitet.