China will Kapitalflucht stärker entgegentreten

Peking hat Pläne zur künftigen Beschränkung von Auslandsakquisitionen in der Schublade

China will Kapitalflucht stärker entgegentreten

nh Schanghai – In China kursieren Spekulationen, dass die Regierung die gegenwärtige Welle von chinesischen Investments und Unternehmensakquisitionen zu beschränken gedenkt, um in Zeiten eines gegenüber dem Dollar stark abwertenden Yuan einem übermäßigen Kapitalexodus zu begegnen. Dem Vernehmen nach liegen beim chinesischen Staatsrat bereits Pläne in der Schublade, Mergers & Acquisitions (M & A) stärker zu hinterfragen und gegebenenfalls zu unterbinden. Im Fokus stehen insbesondere große Unternehmensübernahmen im Volumen von mehr als 10 Mrd. Dollar sowie auch die immer reichlicher getätigte Immobilienkäufe chinesischer Versicherungen und Beteiligungsgesellschaften im Ausland. Sorgen um Yuan-SchwächeAngesichts einer beschränkten Konvertibilität des chinesischen Yuan und entsprechend erforderlicher Genehmigungen seitens der State Administration of Foreign Exchange würden sich solche Maßnahmen flexibel und ohne gesetzliche Anpassungen umsetzen lassen. In den letzten Wochen hat sich die seit dem Sommer 2015 laufende Abwertungstendenz des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar weiter verstärkt, wobei die chinesische Devise bei 6,91 Yuan zum Dollar ein Achtjahrestief erreicht hat. Damit wächst auch wieder die Sorge vor einem angeheizten Kapitalexport und einer weiteren Abschmelzung der chinesischen Fremdwährungsreserven.Peking steht hier in einem gewissen Zwiespalt. Einerseits sehen die laufende chinesische Reformagenda und die industrielle Qualitätsoffensive Made in China 2025 explizit vor, dass sich chinesische Unternehmen stärker auf eine internationale Bühne begeben und via M & A-Transaktionen dabei auch ihren technologischen Horizont und ihren Markenauftritt erweiterten, um im globalen Wettbewerb schlagkräftiger auftreten zu können.Andererseits aber stellt man fest, dass chinesische Firmen eine zügellos wirkende Akquisitionstätigkeit im Ausland an den Tag legen und sich dabei zunehmend verschulden. Dabei scheint bei vielen Adressen nicht nur ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Diversifikationsmotiv, sondern auch eine implizite Kapitalflucht mit der Sicherung von Dollaraktiva in branchenfremden Bereichen im Vordergrund zu stehen. Riesige M & A-WelleIm bisherigen Jahresverlauf hat sich die bereits 2014 begonnene chinesische “Shoppingtour” im Ausland noch deutlich verstärkt. Nach elf Monaten des Jahres erreichen die angebahnten M & A-Transaktionen mit knapp 213 Mrd. Dollar bereits das Doppelte der bisherigen Rekordsumme des Jahres 2015 (siehe Grafik). Gleichzeitig sind auch die ausländischen Direktinvestitionen chinesischer Adressen in den ersten drei Quartalen um über 50 % auf 146 Mrd. Dollar in die Höhe geschnellt. Mit dem Griff nach ausländischen Aktiva verbindet sich damit rein rechnerisch bereits ein gewaltiger Kapitalexport aus China ins Ausland.Auch im Oktober sind die chinesischen Fremdwährungsreserven um knapp 46 Mrd. auf nunmehr 3,12 Bill. Dollar wieder recht deutlich zurückgegangen. Den Berechnungen des Washingtoner Institute of International Finance (IIF) zufolge, dürften sich die chinesischen Nettokapitalabflüsse im zurückliegenden Quartal auf rund 207 Mrd. Dollar belaufen haben und hätten sich damit gegenüber dem im zweiten Quartal registrierten Wert fast verdoppelt.