Chinas Außenhandel hält Tempo
nh Schanghai
Starke Außenhandelszahlen aus dem Reich der Mitte haben am Dienstag etwas dazu beigetragen, jüngst aufgekommene Sorgen über Chinas Wirtschaftserholung von den Folgen der Corona-Pandemie zu lindern. Die Juni-Daten der chinesischen Zollbehörden zeigen einen unerwartet kräftigen Anstieg der chinesischen Ausfuhren um 32,2% zum Vorjahr. Damit scheint die wesentlich zu Chinas Erholungsprozess beitragende flotte Exportkonjunktur noch nicht an Schwung verloren zu haben. Die Experten hatten für Juni mit einem Wachstum der Ausfuhren von gut 20% gerechnet. Im Mai hatte man bei einem Plus von knapp 28% gelegen.
Kräftige Basiseffekte
China-Ökonomen beeilen sich freilich zu betonen, dass der kräftige zweistellige Anstieg in erster Linie einer äußerst schwachen Vergleichsbasis im Juni vergangenen Jahres geschuldet ist, als die Nachwehen des Corona-Ausbruchs auch Chinas Exportmaschinerie aus dem Tritt gebracht hatten. So hatte man im Juni 2020 nur ein Exportwachstum von 0,5% registriert. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten die Analysten im Zuge einer Nivellierung der statistischen Basiseffekte eine sukzessive Abschwächung der Exportdynamik.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auf Seite der Einfuhren. Auch hier sah man im Juni einen kräftigen Anstieg um 36,7% zum Vorjahresmonat, mit dem die Konsensschätzung bei +29% klar übertroffen wurde. Im Mai allerdings hatte man sogar 51% im Plus gelegen. Neben den coronabedingten Basiseffekten hat auch der kräftige Anstieg von Rohstoffpreisen den Wert der Einfuhren des weltgrößten Rohwarenimporteurs aufgebläht. Dennoch betonen Analysten, dass die hohe Außenhandelsdynamik gegen eine abflauende Binnennachfrage spricht. Die flotten Außenhandelsdaten erweisen sich damit gewissermaßen als eine vorläufige Beruhigungspille, nachdem zuletzt verstärkter Konjunkturpessimismus aufgekommen war und die chinesische Regierung in der vergangenen Woche überraschend eine Mindestreservesatzsenkung seitens der Zentralbank angeordnet hatte.
Mehr Klarheit über die Konjunkturperspektiven dürften die am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Daten zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal bringen. Hier rechnen die Ökonomen mit einem Anstieg von etwa 8%, nachdem im ersten Quartal wegen des Corona-Effektes ein Rekordwachstum von 18,3% verzeichnet worden war. Im weiteren Jahresverlauf allerdings dürfte Chinas Wachstumstempo deutlich zurückkommen. Analysten erwarten für die zweite Jahreshälfte ein gedrosseltes BIP-Wachstum von rund 6%.